Lobenberg: Eine kleine Familien-Domaine in den Hautes-Côtes und ein echter Geheimtipp. Der junge Aurelien Verdet hat die Domaine seines Vaters übernommen, der bereits seit 1971 biozertifizert war und einen seinerzeit sehr fortschrittlichen Weinbau pflegte. Die Reben haben nie Chemikalien gesehen außer Kupfer und Schwefel. Aurelien hat noch einige Traubenverträge abgeschlossen, um die Produktion der kleinen Domaine etwas auszuweiten. Alles Handarbeit im Weinberg und Keller, alles sehr klassisch, aber zurückhaltend. Wenig Unterstoßen des Mostes, Ausbau in gebrauchten Barriques, nur für rund ein Jahr, dann mit viel reduktiver Frische in die Flasche. La Pretiere stammt von Reben in Comblanchien, dem Weiler zwischen Nuits-Saint-Georges und dem Corton-Hang. Eine sehr karge Lage mit wenig Erdauflage, aber warmer Exposition. Die Reben sind rund 40 Jahre alt. Sehr feiner, eleganter Auftakt in der Nase, soo verspielt und zart, dunkle Herzkirsche, rote Pflaume, Schlehe, Zimt und Holunder, aber alles in der feinsten, leichtfüßigsten Ausführung. Es gibt keinerlei Wucht oder Härte in diesem feinen, frischen Cote de Nuits. Dennoch zeigt er die Wärme und Reife des Jahres in seinem einnehmenden Fruchtreichtum und der eleganten Opulenz. Was für ein schickes Pinot Noir-Parfüm. Der Mund ist saftig, verspielt und zart, mit schöner pfeffriger Würze in der Textur, samtigen Tanninen und wieder dieser verführerisch feinen Beerenfrucht, die sich bis ins Finale zieht. Kein ganz großer Wein, in 2022 aber mit viel Potenzial und Struktur – und wie immer: eine Ode an die Freude. 93-94/100