Lobenberg: Artigas ist ein Tal. Beide Seiten sind Bestandteil vom Artigas. Ungefähr 20 Hektar. Die eine Hälfte ist Kalkstein und Lehm, Südostexposition. Alles in Terrassenform. 80% Garnacha, 10% Cabernet Sauvignon und 10% Carignan. Die gegenüberliegende Seite, auch 10 Hektar, ist dementsprechend West, Nordwest Exposition. Auch in Terrassen. Klassischer Priorat Boden mit purem Schiefergestein. Hier stehen 100% Garnacha. Die Reben sind erst Anfang der 2000er angepflanzt worden. Inzwischen gehen, seit 2015, 30-40% der Reben als Full Bunch, also nicht entrappt, in die Vergärung. Das bringt einen unheimlichen Zugewinn an Frische. Gleichzeitig beginnt die Vergärung mit den Rappen schon interzellulär. Das gibt eine unglaubliche Fruchtexplosion. Danach die alkoholische Fermentation. Ebenso komplett mit Schalen und Rappen. Komplett im Beton fermentiert. Der Ausbau zu 100% im gebrauchten Barrique. Wenn wir diesen Wein über die vielen Jahre, in denen ich mit ihm arbeite, zurückverfolgen, ist die Entwicklung schon fast dramatisch. Von einem schweren, üppigen Wein hin zu einem reichen, vollmundigen kraftvollen, dichten Wein, der aber so frisch ist, der so voller Frucht und voller Spiel ist. Kirsche in allen Schattierungen, überwiegend süße Kirsche, auch Amarena, schwarze Kirsche, auch Hagebutte, ein Hauch zerdrückte Himbeere sowie Walderdbeere. Also auch klassische Elemente der Garnacha, aber alles frisch, verspielt. Die Rappen tun Wunder ohne das man sie jemals spürt. Der Artigas ist im Gegensatz zum Einstiegswein El Pics zu 100% aus eigenen Weingärten, nichts wird zugekauft. Der Wein hat eine traumhafte Länge. In einer Blindverkostung wären wir hier wahrscheinlich bei einem Calendal vom „Plan de Dieu“ von Cambie in der Rhone gelegen, auch ein bisschen Hochland der Rhone, mit dieser wahnsinnigen Frische. Gleichzeitig diese immens Frucht und diese Dichte. Der Wein ist extrem köstlich und lecker, reichhaltig und doch nie fett. So verspielt, so auf der fruchtigen Seite bleibend. In der Fruchtexpression zwischen einem unglaublich dichten Beaujolais und einem Chateauneuf du Pape angesiedelt. Der Wein ist so unglaublich viel trinkiger und köstlicher als in der Vergangenheit. Das ist der entscheidende Punkt. Es ist kein Wein zum niederknien aber er macht unglaublich Freude. 94+/100