Lobenberg: Mit dem Jahrgang 2015 hat JF Clouet erstmals einen Champagne-Stillwein, also Coteaux Champenois, herausgebracht. Reiner Chardonnay jetzt aus 2018 der nach zwei Jahren Reife in 2020 gefüllt wurde. Nur 500 Flaschen Gesamtproduktion. Ultralimitierter Stoff, der nur in wenige Länder überhaupt exportiert wird. Und schon beim ersten Hineinriechen wird klar, dass man hier etwas sehr Besonderes im Glas hat. Die Nase ist fantastisch und einzigartig. So etwas ist mir aus der Champagne noch nicht untergekommen. Ein Top-Premier Cru aus dem Burgund oder ein ganz großer Jura-Chardonnay, aber auf Champagne wäre ich nie gekommen. Dafür ist das eigentlich zu gut. Das ist Burgunder-Oberklasse. Feine Nobel-Reduktion, Feuerstein, Kreidestaub, ein Hauch Schießpulver, darunter diese einzigartige hellgelbe Frucht mit grünen Reflexen, wie sie nur die besten Burgunder von den kargsten Kalksteinfelsen erzielen. Zitronengras und Bergamotte, Grapefruitzesten, Zitronenthymian. Eine bezaubernde Mischung aus ätherischer Frische und druckvoller Konzentration mit Chardonnay-Power. Wahnsinn. Nur diese tiefgreifende Kreide-Mineralität lässt an die Côtes de Blancs denken, das geht sogar über das Burgund raus in dieser Puristik. Der Mund kommt wie ein zitrisch-kreidiges Feuerwerk auf die Zunge. Die Aromen aus der Nase wiederholen sich und auch diese verblüffende Mischung aus Kraft und Puristik. Stahlig und pur, aber auch konzentriert, samtig, lang und nachhaltig. Weicht nicht mehr vom Gaumen. Zitronengras und Quitte kämpfen mit verflüssigter Kreide um die Vorherrschaft im endlosen Nachhall. Ich bin baff. Ich habe keine Hemmungen zu behaupten, dass das der beste weiße Coteaux Champenois ist, den ich je im Glas hatte. Atemberaubend ist für diesen Stoff fast noch untertrieben. Schade, dass es nur so wenig gibt, denn dieses Ereignis müssten eigentlich viel mehr Genießer mal im Glas haben. 98/100