Lobenberg: Nascetta ist eine autochthone Rebsorte aus dem Piemont, eigentlich gibt es sie nur noch in Novello. Nur wenige Erzeuger machen Wein daraus. Das ist eine gerade wieder aufkommende Sorte, wie auch Timorasso und andere. Im Piemont gibt es einfach unglaublich viele vergessene Schätze. Der Wein hat ein bisschen eine Aromatik wie ein Arneis, aber er hat eine etwas höhere Mineralik. Hier in diesem Wein ist sie ganz fantastisch. Mehr Mineralität sogar als Timorasso. Ich würde sagen, das ist eine gehobenste Version eines Arneis, mit mehr Mineralität, Salz und etwas Schärfe. Grandioser Ausdruck! Der Wein ist in der Lage Ravera gepflanzt, trägt aber keine Lagenbezeichnung. Es gibt nur ungefähr 10.000 Flaschen davon. Der Wein vergärt zu 100 Prozent spontan, es wird keine Malo durchgeführt. 30 Prozent des Weins wird im großen Holz ausgebaut. Das ist eine wahnsinnige tolle Entdeckung, ähnlich genial wie vor Jahren, als ich Timorasso für mich entdeckte. Dieser Anas-Cëtta ist eine wahnsinnige Bereicherung für das Italienische Weißwein-Portfolio. Zum Mittagessen trinken wir einen gereiften 2011er. Das ist einfach ein genialer, schicker Wein. Er steht auf der Zunge und läuft als Salzspur runter, mit Limettenfrische an der Seite. Quitte, Birne, leichte Apfelnote auf der Zunge. Wirklich ein Gedicht! 93-94/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.