Sauvignon Blanc Ovum Reserve 2021

Aldinger: Sauvignon Blanc Ovum Reserve 2021

VDP

Zum Winzer

96
100
2
Sauvignon Blanc 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2041
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
mineralisch
3
Lobenberg: 96/100
Suckling: 96/100
Falstaff: 94/100
6
Deutschland, Württemberg
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Sauvignon Blanc Ovum Reserve 2021

96
/100

Lobenberg: Das ist wieder eine von Aldingers Spezialitäten! Hansjörg und Matthias Aldinger fahren neben den etablierten Weinen vom Vater eine Handvoll völlig experimenteller Weine. Der Vater war 1985 allerdings einer der ersten, die in Deutschland Sauvignon Blanc gepflanzt hat. Württemberg ohne Krawatte sozusagen. Welch Talent und Frische die beiden in den Betrieb bringen ist grandios. Denn das Weingut selbst ist nach wie vor die Nummer eins in Württemberg, hätte solch wagemutigen Spielereien nicht nötig. Und gerade deshalb ist es umso beachtlicher, dass hier die besten Weine der Region entstehen und der Wandel vom Establishment ausgeht. Die großen Weine sind immer die Grenzgänger wie der ungeschwefelte Trollinger Sine, der Spitzensekt aus dem Hause, der vermutlich zur Zeit der beste Schaumwein Deutschlands ist oder eben dieser Sauvignon Blanc. Die Aldingers haben ihn zu zwei Dritteln im Betonei ausgebaut und der Rest wird im Barrique vergoren. Matthias Aldinger hat bei Eben Sadie in Südafrika gearbeitet und Eben auch bei Aldinger in den 1990er Jahren. Dort hat Aldinger dann den Ausbau im Betonei kennengelernt und nach Württemberg geholt. Der Wein lag zwei Jahre auf der Vollhefe im Ei. Nur die ältesten Reben, komplette Spontanvergärung der Trauben. Das ergibt einen einzigartigen Fumé-Charakter, sodass beim ersten Riechen die Gedanken ganz klar an die Loire fliegen. Man muss an Silexboden denken, an Feuerstein und Graphit. Dunkle Mineralität und strahlend helle Frucht, das ist eine geniale Mischung. Auch Schießpulver. Im Mund hat man dann durchaus auch Reminiszenzen an Sauvignon Blanc 500 Von Winning, aber weniger Exotik und weniger Holz, es bleibt bei Aldinger etwas dezenter. Viel saftige Grapefruit, gelber Pfirsich, Netzmelone, Muschelschale, pikante Maracuja-Säure, auch ein ganz leicht grünlicher Einschlag. Cremig und druckvoll, intensiv, auch im Nachhall kommt die feine Rauchigkeit wieder durch, wird von der salzigen Säure begleitet. Hallt lange nach und klingt würzig aus. Ein großartiger Sauvignon Blanc, der natürlich von seinem speziellen Ausbau geprägt ist. Unfassbar gut! 96/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

96
/100

Suckling über: Sauvignon Blanc Ovum Reserve

-- Suckling: An enormously complex and unique sauvignon blanc with a spectrum of green aromas that reach from dried sage to lime zest via lentils, all underlined by leesy aromas. Concentrated and creamy, yet highly-structured and tightly-wound on the medium- to full-bodied palate. Very stony finish that doesn’t want to let go! Drink or hold. 96/100

94
/100

Falstaff über: Sauvignon Blanc Ovum Reserve

-- Falstaff: Hefe und pfeffrige Noten bestimmen den Duft, gekochte grüne Paprikaschote, rauchige Töne. Im Mund hat der Wein Saftigkeit und eine zurückhaltende, delikate Struktur, Säure, Schmelz und Stoff fügen sich gut ineinander, ohne massiv oder überkonzentriert zu werden. Die Länge ist sehr gut. Ein spannender Entwurf, der die Neigung des Beton-Eis zu besonders fülligen Weinen konterkariert. 94/100

Mein Winzer

Aldinger

In Fellbach, unweit entfernt von der Landeshauptstadt Stuttgart, befindet sich der VDP-Traditionsbetrieb Aldinger. Das älteste und bekannteste Weingut Fellbachs existiert schon seit 1492.

Sauvignon Blanc Ovum Reserve 2021