Philip Togni – Napa Cabernet 2005

Ich habe einen wirklich netten Chef! Das schreibe ich nicht nur, weil es gut ist so etwas über seinen Chef zu schreiben, sondern weil zu Weihnachten ein großes Paket vor meiner Tür stand. Von der Firma für die ich arbeite, gefüllt mit Dingen, die wir alle lieben: Gute Weine. Im Paket waren neben einem Champagner, der bereits an Sylvester seinen letzten Tag erlebte, auch <link http: www.gute-weine.de catalogsearch advanced result _self>eine Auswahl kalifornischer Cabernets.

Wo man »hello« sagt und »bonjour« schmeckt

Es ist gar nicht so lange her, da gab es in Kalifornien nur eine recht überschaubare Anzahl an Winzern. In den siebziger Jahren noch weniger als 300 Betriebe. Mittlerweile hat sich die Zahl verzehnfacht, denn Weine aus Übersee sind extrem gefragt. In Europa gut bekannte Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, oder weiße wie Chardonnay und Sauvignon Blanc werden zur Zeit in den USA auf einem extrem hohen Niveau produziert. Dank der Mixtur aus hervorragendem Terroir, den optimalen klimatischen Bedingungen, und Winzern, die nicht nur was von ihrem Handwerk verstehen, sondern mit Leidenschaft, Experimentierfreude und der richtigen Menge Mut ihre Weine herstellen, gehört Kalifornien mittlerweile zur Spitze der weltweiten Anbauregionen und liefert dank der beständigeren Bedingungen, als es zum Beispiel in Bordeaux der Fall ist, regelmäßig Erzeugnisse von  ebenso beständig hoher Qualität.

Einer dieser Weinmacher ist Philip Togni. Auf den Hügeln über der Stadt St. Helena, im Napa Valley gelegen, produziert der in London geborene Philip auf seinem Weingut nun seit 1981 Weine in kompletter Eigenregie. Das findet man nicht häufig im Napa Valley: Zusammen mit seiner Birgitta und Tochter Lisa wird das kleine Familienunternehmen geführt. Keine »bottling-trucks«, Trauben werden weder verkauft noch zugekauft. Alles bleibt auf dem Weingut und der Wein verlässt das Grundstück erst in seiner finalen Form.

Aber bis dahin war es ein langer Weg

Nach seiner Schulzeit in Schottland zog es Philip für ein Geologiestudium zurück nach London. Im Anschluss arbeitete er für »Shell« in Peru, Kolumbien und Spanien. Erst danach entschied er sich noch mal zur Schule zu gehen und zwar zu keinem geringeren als Emil Peynaud in Bordeaux, um bei dem berühmten Professor Önologie zu studieren. Nach seinem Abschluss arbeitete Philip auf Château Lascombes in Margaux. Nachdem seine Tochter Lisa sich das Handwerk auf dem Weingut Château Léoville Barton und in Australien angeeignet hat, steht sie Philip und ihrer Mutter nun tatkräftig auf dem Familienweingut zur Seite und als würdige Nachfolgerin in den Startlöchern.

Die Philosophie der Togni-Familie deckt sich mit der anderer bekannter Erzeuger:

Viele Leute sagen der Wein wird im Berg gemacht, es ist eine Plattitüde geworden. Aber es ist wahr. Wir verbringen ca. 3/4 unserer Zeit im Weinberg, wenig im Keller. Und ein bisschen Zeit benötigen wir, um unseren Wein der Außenwelt zugänglich zu machen.

Philips Weine sind zum Reifen gedacht – extra lange Korken. Wenn der Wein nach vielen Jahren seinen Höhepunkt erreicht, dann ist es ein »Philip Togni«. Unter dem zweiten Label »Tanbark Hill« produziert die Familie einen Wein aus Cabernet Sauvignon und Petit Verdot, der bereits nach fünf bis zehn Jahren eine perfekte Trinkreife erreichen soll.

Der 2005 Napa Cabernet

ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Petit Verdot, dessen Zugabe man in kleinen Mengen zum Beispiel von den klassischen Weinen aus Margaux kennt. Hier trifft Tradition auf den Durst nach Neuem – über Jahrzehnte auf der ganzen Welt und von den Besten ihres Faches gestillt, zusammengeführt auf Spring Mountain und auf die Flasche gebracht. Ein unglaublicher Trinkgenuss! Und auch das auch lange nach Weihnachten.

Sehr dunkler, fast schwarzer Wein mit würzigem Bouquet, Schwarzkirsche, rote und schwarze Johannisbeere, Creme de Cassis, auch feine, rote Kirsche, etwas Zigarre und Olive, fein und tanninreich schon in der Nase. Im Mund kühl, zart, fein und doch explosiv kraftvoll. Extrem gradlinig strukturiert, satte, schwarze Kirschen mit Sauerkirsche und feiner, konzentrierter Brombeere umhüllt, dazu feine Bitterschokolade. Die das gesamte Powerpaket dominierende Finesse und Harmonie macht sprachlos. So ganz anders, als viele Kraft-Weine und vor Schmelz strotzende Charme-Weine. Dieses ist die große, kühle Klarheit! Wird ab sofort groß sein, aber auch in dreißig Jahren, vielleicht dann noch besser.

– Heiner Lobenberg

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