Lobenberg: Wenn der Welschriesling vom Eisenberg der nach innen gekehrte Denker ist, dann kommt der Deutsch-Schützener Ortswein als sein charismatischer, unkomplizierter Bruder daher – etwas offener, zugänglicher, aber nicht minder präzise. Auch hier steht Wachter-Wiesler drauf, aber der Ton ist ein anderer: mehr Frucht, mehr Saft, aber ohne den kleinsten Kompromiss in Sachen Herkunft. Die Reben – teils über 60 Jahre alt – stammen aus den Lagen Weinberg, Ratschen und Bründlgfangen, dort, wo sich der Deutsch-Schützener Berg etwas breiter aufstellt, mehr Luft zieht und die Böden neben Eisen auch Kies und Sand mit ins Spiel bringen. Das ergibt ein anderes Mundgefühl, einen anderen Fokus – ein Welschriesling, der nicht weniger präzise, aber heiterer wirkt. In der Nase sofort animierend: grüner Apfel, weiße Johannisbeere, ein Spritzer Yuzu, dazu wildes Wiesenheu, ein Hauch von Kamille und nassem Gestein. Kein Duftfeuerwerk, eher fein gestaffelt, kühl und doch charmant. Mit Luft wird’s floraler: weißer Flieder, junge Minze, etwas Selleriesalz im Hintergrund. Am Gaumen dann der Spagat zwischen Druck und Trinkfluss: die pikante, klare Säurestruktur setzt sofort an, zieht die Frucht mit – Grapefruit, Granny Smith, grüne Mirabelle. Die Textur bleibt geradlinig, mit leichtem Grip, aber nicht karg, eher federnd. Dazu kommt eine ganz eigene Kies-Salzigkeit, fast kreidig, aber nie schwer. Und dann dieses Finish – knackig, frisch, aber nicht spitz, sondern von einem sehr feinen Schmelz getragen, wie ein Hauch von Mandeln und Zitronenmelisse im Nachhall. Wachters Deutsch-Schützen Welsch ist ein Ortswein mit Feinheit und Offenheit, aber auch Ernsthaftigkeit, wenn man ihn lässt. Der Eisenberg ist der Denker – dieser hier der Erzähler. Einer, der Freude macht, aber dabei niemals banal wird. Kein Weißwein für Analytiker, sondern einer für Wiedertrinker. Und das, ganz ehrlich, ist manchmal noch schwieriger zu machen.