Schätzel: Riesling Kabinett Gutswein 2024

Schätzel: Riesling Kabinett Gutswein 2024

VDP

Zum Winzer

94
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süß
7,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2034
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
leicht süss
mineralisch
3
Lobenberg: 94/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kabinett Gutswein 2024

94
/100

Lobenberg: Eine Demeter-Zertifizierung ist im Kabinett-Bereich durchaus selten, auch, weil es an der Mosel kaum Demeter-Betriebe gibt. Frühe Lese, dann kurz mit den Füßen eingemaischt, sanftes abpressen. Typisch Schätzel. Spontane Vergärung und Ausbau in Holz und Edelstahl. Die Nase ist nicht mehr so stramm reduktiv wie früher, sondern ein bisschen offener und umarmender. Kai ist etwas feiner geworden in seinem Stil, nicht mehr so brutal. In diesen Wein geht schon extrem hochwertiges Material aus Nierstein ein, nahezu alles Große Lage, roter Tonschiefer. Feine mineralische Spannung im Duft, nasser Stein, Litschi, Ananas, weißer Pfirsich, Bitterlemon. Saftig-kühler Antrunk, sehr zart und filigran, aber doch mit Nachdruck in der saftigen Frucht. 2024 war so ein herausragendes Jahr für Kabinette, straff, saftig, kühl, pikant, leicht, da ist alles drin, was Spaß macht an diesem Prädikat. Kai ist noch immer der Kabinett-König.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Mein Winzer

Schätzel

Kai Schätzel zählt aktuell sicher zur Liga der interessantesten Winzer Rheinhessens. Seit einigen Jahren beobachte ich nun die Weine. Dabei kristallisiert sich mit jedem Jahrgang nach einer experimentellen Anfangszeit ein klarer Stil heraus. Kai Schätzel hat mittlerweile seinen eigenen Stil gefunden...