Wegeler: Riesling Rüdesheim 2023

Wegeler: Riesling Rüdesheim 2023

VDP

Zum Winzer

94–95
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Verpackt in: 6er
3
Lobenberg: 94–95/100
Suckling: 95/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Rüdesheim 2023

94–95
/100

Lobenberg: Richard Grosche hat als Geschäftsführer bei Wegeler einen neuen Fokus gesetzt: Ortsweine aus Top-Lagen. Er hat die Ersten Gewächse aus dem Programm gestrichen und stattdessen alle Erste und Große Lagen in die Ortsweine einfließen lassen, was diese natürlich auf ein gigantisches Niveau hebt. Das ist also mitnichten vergleichbar mit vielen anderen Ortsweinen aus dem Rheingau und darüber hinaus, sondern misst sich mit den besten wie Battenfelds Zellertal. Im Rüdesheimer sind superbe Lagen drin: Bischofsberg, Roseneck, Rottland. Die Trauben im Rottland und im Roseneck wurden zusammen geerntet und gepresst, auch weil die Erntemengen so klein waren. 2022 war der erste Jahrgang für den Rüdesheimer Ortswein und 2023 dieses wunderbar köstliche Jahr ist dann wirklich ein Durchbruch für diese Kategorie. Druckvoller Mund mit kühlem Saft, Granny Smith, Mirabelle, warmer Stein, alles rauscht mit berauschend dichter, saftiger Textur einmal durch. Beachtliche Länge und dazu dieser brillante Mineralabdruck von Rottland und Roseneck. Ein vibrierend-stahliger und zugleich wirklich hedonistisch leckerer Ortswein Plus!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

95
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Suckling über: Riesling Rüdesheim

-- Suckling: A great dry village wine that tastes like a lighter-weight GG, with a stunning stony mineral character and a wonderful brilliance. Amazing what depth is packed into this sleek and lithe silhouette. Very long filigreed finish with floral delicacy. A cuvee of wines from the GG sites Berg Rottland and Bischofberg plus the unclassified Kirchenpfad. Drink or hold.

Falstaff über: Riesling Rüdesheim

-- Falstaff: Kräuterwürzig im Duft und auch Schieferwürze, steinig, dezente Frucht von grünem Apfel, Zitronen, Weinbergpfirsich, Wiesenkräuter. Am Gaumen mit Zug, lebendige feingliedrige Säure, frische Zitrusfrucht, Granny-Smith-Apfel, knackiger weißer Pfirsich, leichtfüßig und tänzelnd mit gutem Extrakt, mineralisch unterlegt, mit Spannung, salzig und mit viel Trinkfluss.

Mein Winzer

Wegeler

Die Weingüter Wegeler sind eng mit der Weingeschichte der Mosel und der des Rheingaus verbunden. Die Erfolgsgeschichte begann bereits 1882. Heute wird das Spitzengut von einer neuen Generation innovativer Winzer geführt.

Riesling Rüdesheim 2023