
Schätzel: Naturweiss Gutswein 2023
- 2
- Müller Thurgau, Riesling, Silvaner, Weißburgunder
- 5
- weiß, trocken
- 11,5% Vol.
- Trinkreife: 2024–2033
- Verpackt in: 12er
- 9
- exotisch & aromatisch
- leicht & frisch
- naturbelassen
- 3
- Lobenberg: 93+/100
- Suckling: 91/100
- 6
- Deutschland, Rheinhessen
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
Abfüller / Importeur:
Weingut Schätzel, Oberdorfstraße 34, 55283 Nierstein, DEUTSCHLANDZutaten:
Trauben Konservierungsstoffe / Antioxidantien: Sulfite (E220–E224)100ml enthalten durchschnittlich Brennwert 65 kcal / 274 kJ Kohlenhydrate 1,1 g Fett < 0,5 g Fettsäuren < 0,5 g Eiweiß < 0,05 g Salz < 0,01 g Zucker 0,12 g

Heiner Lobenberg über:
Naturweiss Gutswein 2023
/100
Lobenberg: Wie immer alles aus biodynamischer Bewirtschaftung. Die unterschiedlichen Moste werden alle zu 100 Prozent rein spontanvergoren, größtenteils in deutschen Stückfässern und Halbstückfässern. Das ist kein Orangewein im eigentlichen Sinne, auch wenn die Maischen unterschiedlich lange Standzeiten gemacht haben und teilweise Ganztrauben in Traubensäcken in die gärenden Moste gegeben wurden. Beizeiten mit den Füßen untergestoßen, damit die gesamte Gärung quasi unter einer natürlichen CO2-Schutzschicht unter Sauerstoffabschluss stattfindet und der Most vor Oxidation geschützt ist. Also kein reiner Orangewein, keine Oxidation, dennoch alles so naturbelassen wie möglich, das war die Idee hinter diesem spannenden Wein. Kai Schätzel hat hier seiner Experimentierfreude freien Lauf gelassen, aber alles tip-top clean, stabil und reintönig. Das sorgt dann für eine erfrischende, klare Nase von einem optisch eher trüben Wein und das ist genau die Idee hinter dem Naturweiss. Kai Schätzel ist schon seit über 10 Jahren in diesem Naturweinbereich unterwegs, damals gab es den Begriff noch gar nicht wirklich in Deutschland. Mittlerweile ist er angekommen und muss sich nicht mehr zu den jungen Wilden zählen, die jeden Quatsch mitmachen müssen. Den Wein zwar so naturbelassen wie möglich zu erzeugen, aber dennoch eine Präzision, Frische und die puristische Linie auszudrücken für die Schätzel steht. Hier sind Maische-Anteile drin, zudem leicht geschwefelte Anteile, sowie ungeschwefelte und auch ein paar Partien, die unter Florhefe gereift sind, wie im Jura oder Sherry üblich. Alle Experimente, die Kai in den letzten Jahren in kleinen Teilen gemacht hat, finden jetzt hier ein schlüssiges Ziel. Auf einen total stabilen, für jeden zugänglichen Naturwein hat er hingearbeitet und jetzt ist er erstmals mit einem Blend aller Teile genau dort angekommen, worauf er jahrelang hingearbeitet hat. Riesling, Weißburgunder, Silvaner, Müller-Thurgau, alles ist ein bisschen hier drin, aber Riesling ist die DNA. Der Wein wird von Jahr zu Jahr klarer und präziser! Tolle Aromatik irgendwo zwischen grünem Tee, Bergwiesenheu, erdiger Boskoopapfel, Zitronengras. Im Mund kommt dann noch sehr viel Grapefruitfrische hinzu. Aber auch im Mund ist es nicht mehr so extrem wild wie früher, bekommt eine Trinkigkeit und Animation. Die Kimchi-Aromatik früherer Tage ist etwas runtergetunt, es schmeckt harmonischer, angekommener, ist richtig trinkbarer Stoff geworden. Natural ist im Gutswein angekommen. Und was manch Leser jetzt nicht glaubt: Der Wein ist dazu nicht nur spannend, sondern auch unglaublich lecker. Kai selbst trinkt diesen Stoff sogar gerne als Naturspritz mit einem Schuss Wasser im Sommer.
Jahrgangsbericht
Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

/100
Suckling über: Naturweiss Gutswein
-- Suckling: Brimming with dried peaches, preserved lemons and oranges, this innovative natural wine has restrained juiciness on the medium-bodied palate. A striking, zesty and flinty finish. A cuvee of riesling, silvaner and pinot blanc with a small amount of the German ehrenfelser grape. From biodynamically grown grapes with Demeter certification. Bottled unfiltered without any added sulfites. Drink or hold.
Schätzel
Kai Schätzel zählt aktuell sicher zur Liga der interessantesten Winzer Rheinhessens. Seit einigen Jahren beobachte ich nun die Weine. Dabei kristallisiert sich mit jedem Jahrgang nach einer experimentellen Anfangszeit ein klarer Stil heraus. Kai Schätzel hat mittlerweile seinen eigenen Stil gefunden...
