Saint Joseph Blanc Vieilles Vignes 2023

Michel Tardieu - Nordrhone: Saint Joseph Blanc Vieilles Vignes 2023

Zum Winzer

95–96
100
2
Marsanne 85%, Roussanne 15%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2048
Verpackt in: 12er
9
unkonventionell
mineralisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 95–96/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Saint Joseph Blanc Vieilles Vignes 2023

95–96
/100

Lobenberg: Der Saint-Joseph kommt dramatisch harmonischer rüber als der Crozes-Hermitage, obwohl die Cuvée und das Rebenalter sich nicht stark unterscheiden. Aber die Nase kommt rüber, als wären die Reben älter und die Trauben reifer. Hohe aromatische Intensität mit süßer Quitte und Honig dahinter, dazu Maracuja und Ananas. Etwas leichte, üppige Süße zeigend. Eine rubenshafte Nase mit hoher Intensität und großem Charmefaktor! Dazu immens floral mit süßer Blüte. Auch im Mund dominiert das Florale, aber eine süße Floralität mit Rosenblättern. Wieder Maracuja und Ananas, dazu viel Salz und Cremigkeit mit hellem Stein und einem feinen zuckrig-karamelligem Schwänzchen. Die Maracuja kommt schon mit feiner Süße rüber. Der Wein endet in Wohlgefallen, in blumigem, süßem Charme. Obwohl der Wein komplett durchgegoren ist und keinerlei Süße aufweist, hat er trotzdem dieses einnehmende und wie schon in der Nase ein Rubens-haftes Lecker-Gen. Man versinkt in Wohlgefallen. Ich ziehe den rassigen Crozes-Hermitage Blanc eindeutig vor, aber ich verstehe, wenn viele diesem weißen Saint-Joseph ob seiner großen Harmonie und Balance den Vorzug geben. 95-96/100 *** 13,5 Prozent Alkohol. 85 Prozent Marsanne und 15 Prozent Roussanne. Rund 40 Jahre alte Reben aus drei Granit-Lagen. Ganztraubenpresse und 12 Monate in neuem und zweijährigem Burgunder Barrique auf der Feinhefe ausgebaut ohne Bâtonnage, es wird eine Malo durchgeführt. Gefüllt ohne Schönung und Filtration. Diam-Kork.

Jahrgangsbericht

Jahrgang 2023 Rhone: Ein Jahrgang auf Messers Schneide! Es brauchte nur ein paar Tage, die das Jahr zwischen einem »Grand Millésime« und einem »Millésime complexe« schwanken ließen. Der letztlich doch noch "klassische" Winter, der von einer ziemlich strengen Kälte geprägt war, verhinderte zum Glück den zu frühen Austrieb und damit jedes Risiko von Frühjahrsfrösten. Der folgende Vegetationszyklus brachte regelmäßige und glücklicherweise reichliche Regenfälle. Daraus resultierende Pilz-Krankheiten setzen die Winzer aber unter Druck! Die Erfahrung des Jahrgangs 2018 mit starkem Mehltau, der den Winzern noch leidvoll gut in Erinnerung ist, sorgte jedoch dafür, dass dieser Pilz-Druck bei den besten Winzern mit Erfahrung und viel Arbeit eingegrenzt werden konnte. Diese Winzer gingen somit gelassen und mit guten Wasserreserven in die Sommersaison, eine qualitativ schöne und große Ernte stand in Aussicht. Außerdem, und das ist selten, beglückte der Sommer die Winzer nochmal mit einigen milden Regenfällen. Am 15. August waren die Weinberge der Rhône gesund und grün. Die Winzer rieben sich die Hände, denn alles deutete auf einen »Grand Millésime« hin. Leider hat Mutter Natur, wie so oft in den letzten Jahren, in einigen Teilbereichen 2023 doch noch anders entschieden. Für einige Tage wurden die Weinberge der Rhône von einer extremen Hitzewelle heimgesucht. Die Trauben auf jungen Rebstöcken und jungen Terroirs hatten kaum eine Chance. Der totale Stillstand im Weinberg. Nur die wirklich alten Vieilles Vignes mit geringen Erträgen, dazu auf geschützten und alten Terroirs, fanden die Widerstandsfähigkeit, um ihre Trauben weiter zur optimalen Reife zu bringen. Die Katastrophe wurde somit nur in Teilen abgewendet, nur sehr alte Reben auf Top-Terroirs brachten grandiose Ergebnisse, aber in Summe über alle jüngeren Weinberge sind die Qualitäten wirklich mehr als heterogen, selbst in den arrivierten und besten Weinkellern... Eine grandiose, sehr spitze Spitze der Pyramide und darunter viel Durchwachsenes. Wieder einmal hat die akribische Selektionsarbeit im Weinberg ihren Sinn erfüllt! Die südliche Rhône: Paradoxerweise zeigen die Weißweine viel Lebendigkeit, Frische und aromatisch-mineralische Ausgewogenheit. Die Gaumen sind strahlend und harmonisch. Unerwartet und großartig. - Die Qualitäten bei den Rotweinen sind dagegen von Rebsorte zu Rebsorte sehr unterschiedlich. Entgegen allen Erwartungen kommen die Syrahs mit moderater Frucht erstaunlich gut weg. Die Weine aus sehr alten “Vieux Grenache” sind wunderbar rassig und von sehr großer Präzision, ein großes Jahr für sehr alte Reben. Junge Grenache aber litten sehr. Die nördliche Rhône: Hier gibt es weiß eine gewisse Ähnlichkeit mit den so herrlichen südlichen Weißweinen, wobei die Dichte sogar etwas ausgeprägter ist, superbe Ergebnisse... Die Qualitäten bei den Rotweinen variieren jedoch von einer Appellation zur anderen und sogar innerhalb der Appellation, abhängig eben vom Rebalter und vom Terroir. Ein Jahrgang, der uns bei den wenigen richtig gelungenen und großen Weinen in der Spitze, aber eben nur da, enorm an den Superjahrgang 2016 denken lässt. Und für den Norden des Nordens gilt »Spéciale!«: Saint Joseph, Condrieu and Cote Rôtie zeigen einige Jahrhundertweine.

Mein Winzer

Michel Tardieu – Nordrhone

Michel Tardieu ist inzwischen legendär und einer der besten Weinmacher Frankreichs. Robert Parker u. v. a. überhäuften ihn zu Recht mit Superlativen. Sehr oft arbeitet er an der Rhone und in anderen Regionen mit seinem Freund Philippe Cambie zusammen.

Saint Joseph Blanc Vieilles Vignes 2023