Lobenberg: Die Weinberge von Deux Clés liegen im winzigen Dorf Fontjoncouse in der wilden Landschaft des Corbières, nur 1,5 Stunden von der spanischen Grenze. Eine kleine Serpentinenstraße führt durch die von Garrigues übersäte, raue und felsige Hügellandschaft zu diesem völlig abgeschiedenen Ort. Ein kleines Paradies! Aber was bringt ein junges, weinverrücktes Winzerpaar in diese weltferne Region? Großes Terroir! Einige wenige Hektar mit über 100 Jahre alten Reben, die die beiden mit hingebungsvoller Handarbeit biologisch und biodynamisch erhalten. Sie haben sich bei einem Praktikum im Burgund kennengelernt und so ist auch ihr Winemaking: kompromisslose Arbeit im Weinberg und Laissez-faire im Keller, alles Spontanvergoren in Beton und burgundischen Barriques, dito der Ausbau. Für das was man von hier ins Glas bekommt und die Arbeit, die dahinter steht, die uralten Reben, sind die Weine eigentlich viiiel zu günstig. Aber wir sind eben in Corbières und nicht im Burgund – die Welt übersieht diese Schätze viel zu oft. Umso besser für uns Weintrüffelschweine. Richtig guten Corbières Blanc gibt es leider selten, obwohl die Kalkstein-Hochlagen großes Potenzial dafür bieten… hier haben wir einen der wenigen absolut genialen im Glas. Er stammt von zwei Parzellen, die im gleichen Tal liegen. Kalk-Lehm aus dem Trias mit Quartz und Dolomit. 1.5 ha junge Rebstöcke 2012 selbst gepflanzt auf einer Nord-Ost ausgerichteten Terrasse und 1.5 ha alte Rebstöcke in Süd-Ost-Hanglage. Überwiegend Macabeu, dazu Rolle (Vermentino) und Grenache Blanc und Gris. Ganztraubendirektpressung, Kaltmazeration für 2 Tage. Dann geht es direkt in Barriques von Damy und Chassin aus dem Burgund, rund 10 Prozent neu. Gelegentliche Batonnage. Also grundlegend ausgebaut wie Burgunder. Die Nase ist absolut genial, fast ganz groß, denn sie verbindet die würzige Hefe-Holzprägung der edlen Fässer – wie ein Cote de Beaune, mit der süßkräuterigen, meersalzigen Duftwolke Südfrankreichs. Der Schalenkontakt ist ebenso ganz leicht spürbar in dieser feinen Exotik, frische Weintraube, Netzmelone, etwas Kimchi, Rauch, geniale Burgunder-Reduktion. Könnte auch ein Sylvain Pataille Aligoté sein! Dann gelber und grüner Apfel mit Zitronenmelisse und grünem Tee. Berauschende Frische! Wow, wo kommt denn diese Pikanz her?! Die Säure kann aufgrund des heißen Jahres und der Rebsorten nicht superhoch sein, aber der Wein ist so animierend und mundwässernd. Wenn man genau hinschmeckt, merkt man, dass diese hohe Frische aus der Salzigkeit kommt, aus dem Terroir. Muschelschalen machen sich breit, kreidige Tannine, Seegras, Zitronengras. Bleibt lange haften mit diesem maritimen Abdruck. Im cremig-exotischen Abgang kommt etwas mehr südfranzösische Rundheit durch, ein ganz feiner Schmelz aus weißem Pfirsich und Melone. Ein bisschen Saint-Peray-Reminiszenz kommt auf. Nein, keine Burgund-Kopie, aber ein faszinierender Hybrid und best of both worlds. Ein wahnsinnig spannender Weißwein für dieses Geld. Da bekommt man im Burgund ja heute nicht mehr viel – hier schon! 94-95/100
