Clemens Busch: Riesling Marienburg Fahrlay Großes Gewächs 2023

Clemens Busch: Riesling Marienburg Fahrlay Großes Gewächs 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

96–98
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2030–2052
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
frische Säure
3
Lobenberg: 96–98/100
Falstaff: 98/100
Suckling: 96/100
Galloni: 96/100
Jancis Robinson: 17,5/20
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Marienburg Fahrlay Großes Gewächs 2023

96–98
/100

Lobenberg: Es handelt sich hier um überwiegend alte und uralte Reben. Einzelpfahl dabei, wurzelecht. Es ist komplett blauer Schiefer, hartes Gestein, etwas feucht. Er ist immer sehr salzig und etwas karg dazu. Komplett botrytisfrei geerntet und noch mal ausgeputzt. Biodynamische Bewirtschaftung, spontan vergoren im Fuder wie immer. Wie immer beim Fahrlay ein sehr eleganter, ganz feiner Duft von nassem Schiefer, Meeresbrise und Muschelschalen. 2023 ist sehr aromatisch, fast duftig, extrovertiert, hat Lavendelblüten, Veilchen, Birne und reife Grapefruit. Ein köstliches Duftbild, man wird ins Glas gezogen von diesem verführerischen Frühlingsduft. Der Mund ist kühl und vibrierend, hat mehr Spannung als 2022, wird sind wieder irgendwo bei 2017 oder 2019 in der Textur, und wir haben mehr Druck als 2021. Eukalyptus und eine feine Ingwerbitternoten im Nachdruck. Der Wein hat unerhört viel Spannung, Saft, die feine Tanninstruktur heftet sich an die Backen, zieht und spannt, dann kommt das Salz und die leicht grünblättrige Note wieder zurück und spült einmal alles durch. Viel dunkle Beeren und eine ganze Ladung Feuerstein hinterher. Der Fahrlay liefert erneut einen berauschend schönen Wein.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

98
/100

Falstaff über: Riesling Marienburg Fahrlay Großes Gewächs

-- Falstaff: Apfel, feine Aromen von Malz, Pfirsich und Aprikose, feine Kräuter, Schiefer in der Sonne, unauffällig eindringlich. Am Gaumen druckvoll mit engmaschig aufgezogenem Extrakt, dichter Kern, mineralisch unterfüttert, das Schieferherz pocht, wirkt bei aller Konzentration unangestrengt, lang, intensiv, großes Entwicklungspotenzial.

96
/100

Suckling über: Riesling Marienburg Fahrlay Großes Gewächs

-- Suckling: Welcome to the white flower kingdom. Tremendous floral and Amalfi lemon beauty on the concentrated and very focused palate. Only medium-bodied, but with a dangerous energy and great expression, this stunning Mosel GG is just beginning to show what it can do. Very long, wet-stone finish. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drinkable now, but best from 2025.

96
/100

Galloni über: Riesling Marienburg Fahrlay Großes Gewächs

-- Galloni: The 2023 Pündericher Marienburg Fahrlay Grosses Gewächs is shy on the nose. Lemony yeast offers up some stoniness. The palate is just as strait-laced, almost austere. It is rather shy, with lemon and salt hinting at what will appear with time. This takes no prisoners with its clean-cut poise. Give it time. (Bone-dry)

17,5
/20

Jancis Robinson über: Riesling Marienburg Fahrlay Großes Gewächs

-- Jancis Robinson: Subtly smokier than the Marienburg. Wet stone, lemon balm, dried apricot. Delightfully juicy, with plenty of nooks and crannies to hide a bit of citrus sweetness, even something tropical like green pineapple. The shy acidity seems to hide in the shadows, its presence felt rather than seen. Elegant and firm contours, stony momentum. Goes on forever. (PS)

Mein Winzer

Clemens Busch

Das Weingut von Clemens Busch liegt im malerischen Pünderich am Anfang der Terrassenmosel. Seit 1986 arbeiten Rita und Clemens Busch hier nach strengen Kriterien des ökologischen Weinbaus, was sie sich inzwischen auch haben zertifizieren lassen.

Riesling Marienburg Fahrlay Großes Gewächs 2023