Riesling Escheburg Ortswein 2022

Immich-Batterieberg: Riesling Escheburg Ortswein 2022

Zum Winzer

94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2037
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
leicht & frisch
3
Lobenberg: 94+/100
Suckling: 94/100
Falstaff: 93/100
Parker: 93/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Escheburg Ortswein 2022

94+
/100

Lobenberg: Die Vorselektion aus den Top-Lagen des Hauses, also eigentlich ein klassischer Zweitwein der Grands Crus. Aber Zweitwein wird diesem Stoff kaum gerecht, denn auch er stammt aus rund 80 Prozent wurzelechten, alten Reben. Kurze Maischestandzeiten von ein paar Stunden, dann ziemlich cloudy von der Presse direkt in die gebrauchten Barriques und 100 Prozent spontan vergoren. Alte Barriques, kein neues Holz, es geht nur um die Mikrooxidation und nicht um die Holzaromatik. Aus den alten Reben gab es nur 35 Hektoliter Ertrag in 2022. Feine hellgelbe Frucht mit kräuterig-grünem Twist. Viel, viel Zitronengras, in Salz und Zucker gewendete Limette, süße marokkanische Minze, schlanker Pfirsich. Eine mehr als köstliche Nase mit viel Rieslingtypizität, Anis und etwas grünem Pfeffer. Der Mund ist saftig und dicht, mit vitaler Säure und intensivem Salz im Nachhall. Straff und dennoch keineswegs karg, tolle Textur. Der ganze Mundraum wird eingenommen, hohe Intensität in gelber Frucht, aber kein fett, es bleibt rassig und von feiner Schieferwürze getragen. Vibrierender, mundwässernder Abgang mit viel Zug und genug Druck, um auch als Speisebegleiter zu brillieren Die leicht herbe Zitrusschalen-Aromatik verbindet sich mit der feinen Phenolik zu einer aufregenden Textur im Mund, die den Speichel fließen lässt. Ein sehr schicker, eleganter und zugleich hochintensiver Moselriesling. 94+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Riesling Escheburg Ortswein

-- Suckling: Wonderful nose of ripe apricot, but with fantastic Amalfi lemon freshness, also smoky and stony notes as this concentrated, medium-bodied dry riesling rolls gracefully over your palate. Long, intensely slatey finish. From organically grown grapes grown in all the top sites of Enkirch harvested at just 30 hectolitres per hectare (2 tons per acre). Drink or hold. Screw cap. 94/100

93
/100

Falstaff über: Riesling Escheburg Ortswein

-- Falstaff: Mittleres Goldgelb. Würzig-floraler Einstieg, Lorbeerblatt, Schiefer, auch Maracuja, kräuterig, Hibiskustee. Schlanker, filigraner Bau, der keine Breite und Schwere zulässt, die quicklebendige Säure wird durch etwas Restsüße abgefedert, dicht, mineralisch, spannend. 93/100

93
/100

Parker über: Riesling Escheburg Ortswein

-- Parker: Based on very small, golden-colored berries, the 2022 Escheburg is predominately based on ungrafted vines from the grand cru sites and opens with an intensely aromatic and schistic bouquet of fully ripe, almost pink berries intermingled with saline notes of crushed stones. Sulfured just a few days before the bottling, this is a refined and saline, substantial and persistent Riesling with remarkable vintage and terroir expression. It's low in sulfur but high enough to be singing. 11% stated alcohol. Screw-cap closure. Tasted in November 2023. 93/100

Mein Winzer

Immich-Batterieberg

Gernot Kollmann, den winzerischen Kopf hinter Immich-Batterieberg, kennt in der Weinszene fast jeder, denn er ist einer der besten und erfahrensten Winemaker der Mosel. Auf Immich-Batterieberg, einem der ältesten Weingüter der Region, hat er eine würdige Werkhalle seine großen Weine zu schmieden.

Riesling Escheburg Ortswein 2022