Lobenberg: Der Duft von Château Grillet kommt einem Riesling häufig nahe, ein bisschen Burgund schwingt auch immer mit. Ein Condrieu, der natürlich nicht Condrieu heißen darf, denn Château Grillet ist eine eigene Appellation mit diesem einem Hektar. Grüne und gelbe Aprikose und Aprikosenkerne, Zitronenabrieb, Kalkstaub, Geröllhalde, kristallin, auch etwas Walnuss, Lindenblüte. Im Mund kracht es, und dieser Wein kracht richtig. Die Augen werden schmal und die Zunge rollt sich, so viel Salzmassen, hellgelbe, ultrafeine Frucht, weißer Pfirsich, Reneclaude, geschälte Mandeln, provenzalische Kräuter rollen im Nachhall wieder hoch, dann Muschelschalen. Multikomplex und unendlich lang, trotz seiner großen Finesse. Auch wenn er fein ist, wird der Wein ohne weiteres für viele, viele Jahrzehnte weiterreifen können, daher ist es immer ratsam 10 Jahre oder mehr zu warten, um das volle Spektrum zu erfahren. Ein superber Weißwein. Einer der großen Weißweine der Welt. Der Wein steht im Mund für sich selbst, rollt immer wieder hoch, lässt nicht mehr los, steht für Minuten auf der Zunge. Das ist nicht an der Rebsorte Viognier festzumachen, das ist kein Condrieu, das ist irgendwo zwischen einem burgundischen Chardonnay und einem Riesling von der Nahe. Der Wein steht absolut für sich selbst, und es verbietet sich fast, ihn mit irgendeinem anderen Condrieu zu vergleichen, weil es einfach nicht vergleichbar ist und sich auch in keiner Blindprobe wie ein klassischer Condrieu trinkt. Château Grillet und nichts anderes. A class of its own. 98-100/100