Lobenberg: Die Trauben kommen aus einer kleinen Lage, hier stehen die Reben auf über 450 Höhenmetern auf Sandstein. Das Weingut war im Besitz alter Trebbiano Reben, von den Besten wurden die Triebe als Edelreiser in einer »Massale Selection« ausgewählt und auf bereits bestehende Unterlagsreben gepfropft. 2020 ist der erste Jahrgang, in dem Sanbarnaba als reinsortiger Trebbiano gemacht wurde. Die Trauben wurden in einer Coccio Pesto Amphore auf den Traubenschalen vergoren und ausgebaut. Diese Art der Amphore erlaubt im Gegensatz zu den sonst gängigen Ton Amphoren keinen Austausch mit Sauerstoff und das Material Coccio Pesto war bereits zu Zeiten der Römer bekannt, denn die bauten daraus ihre Aquädukte. Ich habe diesen Wein über ein paar Jahre hinweg mittlerweile mehrmals probiert und jedes Mal legte er immens an Komplexität und auch an Tiefe zu. In seiner Jugend war der Wein schlank und geradlinig, damals erinnerte er stilistisch eher an Chablis. Bescheiden behielt er sein Potenzial erstmal für sich! Wie das schwarze Entlein, das sich zum Schwan entpuppt hat, ist Sanbarnaba mittlerweile ein beeindruckend komplexer Wein mit cremiger Textur geworden. Alle Achtung! Die Vertreter der Rebsorte aus den Abruzzen beweisen, dass die besten Trebbiano Weine mit Flaschenreife phänomenal an Tiefe gewinnen können. Leuchtendes Goldgelb, mit öligen Tränen am Glasrand. Intensiv saftige, gelbe Aromen von Aprikosen, Marillen und Mirabellen. Darüber duften ätherisch erdige Aromen von einem Hauch Tannennadeln, feiner Kräuterwürze und frischem Gesteinsmehl hin zu einer granitartigen, leicht rauchigen, reduktiven Mineralität. Das ist im Glas beinahe wie ein Grüner Veltliner Smaragd in einer Cuvée mit einem weißen Burgunder – schon eine ziemlich faszinierende Aromatik! Auch im Mund ist der Sanbarnaba zunächst ölig und cremig. Honigmelone, weißer Honig und Aprikosentarte. Schon im nächsten Moment schnellt eine krasse zitrische Frische geradeaus über die Zunge und hält diese Cremigkeit unter Kontrolle. Im Nachhall bleiben Salbei und ein Hauch Oregano, mit seiner dezenten Bitterkeit, Orangenzeste, Orangenblüten und einem Touch frischer Vanille. Mit zunehmender Flaschenreife wurde der Wein immer intensiver, tiefer und länger. Er ist im Vergleich geschliffener und eleganter als die Vertreter aus den Abruzzen und stellt die Mineralität und Erdigkeit aus Chianti wunderbar dar, zugleich ist der Wein qualitativ durchaus mit denen von Valentini gleichzusetzen. Das ist ein ebenbürtiger Terroirwein mit Charakter und Francesco Ricasoli hatte hier das richtige Gefühl, als er dem Wein vor dem Release ein paar Jahre Flaschenreife gegeben hat. Wie bei einem weißen Burgunder empfehle ich diesen Wein mit etwas höherer Temperatur zu genießen, damit die cremige, würzige Intensität nicht untergeht. Ein echt bemerkenswerter weißer Bote des Chianti Terroirs, der unbedingt probiert werden sollte. Bravo Brolio!