Riesling Terra Montosa 2022

Georg Breuer: Riesling Terra Montosa 2022

Zum Winzer

95+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2037
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95+/100
Suckling: 95/100
Parker: 94/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Terra Montosa 2022

95+
/100

Lobenberg: Normalerweise ist Terra Montosa immer aus den Rüdesheimer Berglagen, sowie dem Rauenthaler Nonnenberg. Seit 2019 ist jetzt aber auch Lorcher Pfaffenwies mit drin, denn Theresa hat 2019 die Lagen des Lorcher Weingutes Altenkirch übernommen und jetzt rund 7 Hektar Weinberge in Lorch. Theresa ist der Meinung, dass dieser Steillagen-Riesling aus dem mittleren Rheingau durchaus diese pikante Beigabe von Lorch, was ja schon gewissermaßen Mittelrhein-Charakter hat, dem Terra Montosa richtig guttut. Fast alle Lagen haben mehr oder weniger Schiefer-Charakter. Der Terra Montosa ist keine Abstufung oder Vorlese, sondern ein Wein aus demselben Material aus dem die großen Lagenweine gemacht werden. Erst vier Wochen vor der Füllung wird entschieden, was in die Lagen geht und was in den Terra Montosa abgestuft wird. Das ist also schon absolut highclass, was hier eingeht. Und das spürt man, denn hier geht es jetzt richtig los mit dem Stil von Theresa. Der Wein zeigt schon deutlich in welche Richtung die Lagenweine gehen. Konzentrierter, fein verwobener Kern, ruhig, präzise und elegant. Aprikose und Aprikosenkerne, milde Amalfizitrone, Austernschale, salin und feingliedrig, aber doch mit einer gewissen Tiefe. Im Mund kommt eine leicht cremige Komponente hinzu, die sich samtig über die aufregende, salzig unterlegte Mineraltextur legt. Seidig und fein im Mund. Wunderbare Länge. 95+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95
/100

Suckling über: Riesling Terra Montosa

-- Suckling: This mineral masterpiece is very finely nuanced, but it doesn’t mess around, rather it makes a bold statement of intent. Very complex nose of wet stones, rhubarb, white peaches and flowers. Dense yet delicate, structured and filigree, this medium-bodied wine shoots across the palate with a linearity that reminds me of Australian dry riesling, but is married to wonderful wild-herb delicacy. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink or hold. 95/100

94
/100

Parker über: Riesling Terra Montosa

-- Parker: The 2022 Terra Montosa comes from the five grand crus of the Rüdesheimer Berg and is assembled from the stücks and halbstücks that weren't selected for the single-vineyard wines. The wine is deep, pure and refined on the flinty and aromatic nose. Intense and textural on the palate, with fine phenolic grip and mineral acidity, this is a well-balanced and sustainably saline Rüdesheimer with a savory, intense, aromatic, refined and juicy finish. Excellent. The different parts were assembled in July after 10 months on the full lees. 11.5% stated alcohol. Diam cork. Tasted at the domaine in September 2023. 94/100

Mein Winzer

Georg Breuer

Bernhard Breuer zählte zu den ganz großen Vordenkern des Deutschen Weinbaus. Das eigentliche Ausmaß seines Wirkens zeigt sich erst eine Generation später. Breuer war einer, der für Deutschlands Weine lebte und deren Potenzial frühzeitig erkannte.

Riesling Terra Montosa 2022