Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs 2022

Rings: Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs 2022

VDP

Limitiert

Zum Winzer

98
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2053
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 98/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–98/100
Weinwisser: 18+/20
Parker: 94+/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs 2022

98
/100

Lobenberg: Der Ausbau erfolgt in gebrauchten kleineren Fässern von François Frères. Die besten Ex-Chardonnay-Fässer. Komplett in 500 Liter und Barrique ausgebaut. Es gibt nur knapp 1000 Liter von diesem Wein. Der Annaberg ist eine berühmte Kalkstein-Lage oberhalb von Kallstadt, nahe am Waldrand gelegen. Sehr kühl, aber unglaublich gute Wasserversorgung durch die nahegelegene Waldquelle. Hier ist es immer grün. Der allerletzte Weinberg der gelesen wurde am 20. September. Nahezu frei von Frucht, cleane, total reife, aber ultrapuristische Art. Dicht verwobene Rauchigkeit. Enorm zupackende, reduktive Spannkraft in der Nase. Feuerstein, Streichholz, nobel und dicht verweoben. Nur ganz leicht Quitte, grüne Aprikose, reife Amalfizitrone. Sehr feiner, kristalliner und feingliedriger, aber auch gleichzeitig konzentrierter Mund. Es kommt etwas weniger druckvoll als die anderen GGs von Rings, bleibt eher auf der kühleren, eleganten Seite. Der Wein erinnert mich in diesem Jahr weniger an Chablis 1er Cru wie es 2021 war, das hat eher Puligny-Montrachet Anmutung. Sehr geradeauslaufende Puristik aber mit Dichte und Textur, etwas ausladender vielleicht als im letzten Jahr. Die leicht gelbe Frucht ist gleichzeitig so berauschend frisch und animierend, hat viel Ätherik von Melisse und Salbei im Kern, darunter vibriert die intensive Kalkstein-Mineralität. Sehr fest gebaut, der Wein packt zu und lässt auch nicht mehr los. Ein Riesling mit klarer Rings-DNA in seiner kompromisslos steinigen Art. Ein grandioser Stoff, irgendwo ein bisschen der Vorbote zum super-raren Kreid aus dem Saumagen in seiner extremen Mineralauslegung, bei aber gleichzeitiger Erhabenheit. Annaberg bewährt sich erneut als absolut großer Grand Cru. 98/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97–98
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Saftig leckere Pfalz mit guter Fruchtintensität. Die druckvolle Frucht steht ganz vorne. 97-98/100

18+
/20

Weinwisser über: Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs

-- Weinwisser: Süßlich fein, reduktiv, etwas Heftpflaster im Geruch, möglicherweise vom Holz. Sehr ansprechende, satte Nase. Straff und dicht am Gaumen, deutlich geradliniger als der Saumagen, zeigt der Annaberg eine druckvolle Mineralität, beißende Säure, sowie ausgezeichnete Länge und Intensität. Hinten kommt dann wieder etwas Holz durch. Sehr schöner, vielschichtig-drahtiger GG-Riesling, delikat umrahmt von samtenem Holzschmelz. Mit 12.5 Vol.-% nur knapp hinter dem Saumagen. 18+/20

94+
/100

Parker über: Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs

-- Parker: The 2022 Annaberg GG Riesling Trocken is cultivated on a small cru with a porous limestone soil that is located adjacent to the forest and always provided with water wells. Vinified entirely in halbstücks (600-liter oval oak vats) this is a picture book limestone Riesling. The bouquet is utterly fine and almost floral in its chalk expression. Full-bodied, intense and concentrated on the palate, with fine, saline acidity and crunchy tannins on the finish, this is a complex and age-worthy, powerful and structured Riesling with intense fruit. It should be cellared for at least 3 or 4 years before consumption. 12.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in November 2023. 94+/100

94
/100

Suckling über: Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs

-- Suckling: This decisively contradicts the vintage’s reputation for easy-going wines. Plenty of grapefruit and pomelo pulls you into this sleek and mineral expression of the Pfalz. Intense Amalfi lemon and wet stone character at the long, driving finish. 94/100

Mein Winzer

Rings

Seit 2008 sind die beiden jungen Brüder Steffen und Andreas Rings für das elterliche Weingut verantwortlich. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg, ähnlich dem von Kai Schätzel, der 2015 in der VDP-Mitgliedschaft seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt fand.

Riesling Kallstadter Annaberg Großes Gewächs 2022