Riesling Centgrafenberg Großes Gewächs 2022

Rudolf Fürst: Riesling Centgrafenberg Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2043
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
leicht & frisch
3
Lobenberg: 96–97+/100
Lobenberg in Wiesbaden: 95–97/100
Weinwisser: 18/20
Jancis Robinson: 17,5+/20
Gerstl: 20/20
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Centgrafenberg Großes Gewächs 2022

96–97+
/100

Lobenberg: Natürlich steht auch der Centgrafenberg im Bürgstadter Berg. Ist also umgeben von der Ersten Lage und die GG-Parzellen sind die Filets. Der Wein wächst komplett auf Buntsandstein mit Eisenanteil. Das macht die Würze dieser Weine aus. Genau wie die Erste Lage als Ganztraube sofort gequetscht mit den Füßen und abgepresst, keine Standzeiten. Vergärung erfolgt spontan. Ausbau in einem alten Doppelstückfässern von 2400 Litern, mehr gibt es nicht. Schon die Nase zeigt diese intensive Würze des roten Gesteins, Bockshornklee, Orangenschale, Mandarine und Kumquat. Eine einnehmende, steinige Wärme liegt darüber, wie sie typisch ist für viele Weine auch von der Nahe, wie der Felsenberg, der Roxheimer Höllenberg. Der Centgrafenberg zeigt initial keine laute Frucht, drückt sich eher in feinen Tönen aus. Er hat zwar schon einen gewissen Fruchtdruck, aber keinerlei Üppigkeit. Nur kristallin und steinig-würzig. Wie kann dieses heiße und trockene Jahr so klassisch und ausgewogen schmecken? Erinnert an harmonische, warme Jahre wie 2012 oder 1999, die totale Klassik. Auch wenn es paradox klingen mag nach einem der trockensten Jahre ever in Deutschland, aber das ist ein totaler feiner, in sich stimmiger, in keinster Weise extremer. Das ist wirklich ein grandioser Stoff und ich bin jedes Mal wieder aufs Neue verblüfft, wie Fürst in weiß wie rot so sehr brillieren kann. Ein Betrieb, den nichts erschüttert, der jedes Jahr liefert, der jedem Jahrgang das beste abringt und seelenruhige und doch aufregende, fesselnde Weine erzeugt. Zeitlos gut und 2021 wird wohl fantastisch reifen. 96-97+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95–97
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Centgrafenberg Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Wie immer erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Rheingau. Saftig, intensiv, voluminös. Aber auch unanstrengend im Stil von 2022. Orangenzesten mit Boskoop, Quitte und Limette. Gelbe und weiße Blüten. Voller reicher Körper voller Frucht, an Weil Gräfenberg 22 erinnernd. Langer Nachhall. 95-97/100

18
/20

Weinwisser über: Riesling Centgrafenberg Großes Gewächs

-- Weinwisser: Glockenklares, puristisches Bouquet, durchzogen von feiner Würze und erdigen Noten. Am saftig-würzigen Gaumen prägnant, wieder glockenklar und hellstrahlend in der Aromatik, super linear, komplex und vielschichtig arrangiert, stützende Säure, tief und spannungsreich. Oft schon auf hohem Niveau, aber selten so gut probiert. Bester Riesling in Franken. Bravo Sebastian! 18/20

17,5+
/20

Jancis Robinson über: Riesling Centgrafenberg Großes Gewächs

-- Jancis Robinson: The shortest distance between two points is a straight line and it doesn't get any straighter than this. No detour, no distraction – linear, lime-laced perfection. The sublime and savoury core is covered in whisper-thin layers of grapefruit, lime, chamomile and peach. Control is relinquished, just for a minute, to allow in the wild, herbal lift of mint and sage. Just the right amount of power and momentum. Chalky grip and refined, grapefruit finish. 17,5+/20

20
/20

Gerstl über: Riesling Centgrafenberg Großes Gewächs

-- Gerstl: Wie präsentiert sich der grosse Centgrafenberg Riesling in diesem doch sehr warmen und trockenen Jahrgang? Bringt er die nötige Struktur und Klasse mit sich? Schon die höchst delikate und straffe Nase lässt einiges erahnen, viel Zitrusaromatik und Frische schweben aus dem Zalto Riesling-Glas. Jetzt habe ich den Riesling im Gaumen, total erfreut von dieser Struktur und Trinkfreudigkeit, da sind Dichte und Kraft mit dabei, aber ein Riesling muss tanzen – und das tut dieser mit Schwung. Herrlich, wie der Wein lange am Gaumen nachhallt, einfach ein grosse Freude! Werde ihn auch mal privat im grossen Chardonnay-Glas geniessenWie präsentiert sich der grosse Centgrafenberg Riesling in diesem doch sehr warmen und trockenen Jahrgang? Bringt er die nötige Struktur und Klasse mit sich? Schon die höchst delikate und straffe Nase lässt einiges erahnen, viel Zitrusaromatik und Frische schweben aus dem Zalto Riesling-Glas. Jetzt habe ich den Riesling im Gaumen, total erfreut von dieser Struktur und Trinkfreudigkeit, da sind Dichte und Kraft mit dabei, aber ein Riesling muss tanzen – und das tut dieser mit Schwung. Herrlich, wie der Wein lange am Gaumen nachhallt, einfach ein grosse Freude! Werde ihn auch mal privat im grossen Chardonnay-Glas geniessen. 20/20

Mein Winzer

Rudolf Fürst

Franken ist Frankreich nicht nur phonetisch ganz nahe. Wer behauptet, dass exzellenter Pinot Noir, also Spätburgunder nur aus dem in Frankreich gelegenen Burgund stammt, hat mindestens die letzte Dekade verschlafen.

Riesling Centgrafenberg Großes Gewächs 2022