Zehnthof Luckert: Silvaner Maustal Großes Gewächs 2024

Zehnthof Luckert: Silvaner Maustal Großes Gewächs 2024

BIO

VDP

Zum Winzer

2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2049
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 96–98/100
Suckling zu 2023: 97/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Silvaner Maustal Großes Gewächs 2024

96–98
/100

Lobenberg: Familie Luckert war in 2024 leider erneut stark von Frost getroffen, das kam nun in den letzten Jahren leider häufig vor für den Zehnthof. Die Erntemenge hat rund 40 Prozent eingebüßt. Der Silvaner war etwas weniger getroffen, große Verluste gab es vor allem bei den Burgundersorten. Es war ein kühleres Jahr, eher mittelreif und sehr fein balanciert. Die Säuren sind köstlich reif und seidig, was den schön schmelzigen Luckert-Stil noch unterstreicht. Die Große Lage Maustal war praktisch nicht von Frost getroffen. Maustal ist ein Amphitheater an den Mainhängen südlich von Sulzfeld. Eigentlich kommt das GG immer aus derselben Parzelle von rund einem Hektar. Die Reben sind 1962 und 1963 gepflanzt. Süd-südöstliche Ausrichtung, also Morgensonne, aber keine Abendhitze, wie im Burgund. Dazu karger Muschelkalkboden, nach einem halben Meter Erdauflage kommt direkt der Kalksteinfels. Zertifiziert biologische Weinbergsarbeit. Spontane Vergärung und Ausbau auf der vollen Hefe im traditionellen Doppelstückfass aus heimischer Spessart-Eiche. Ganz dem Luckert‘schen Stil entsprechend weht hier keine Fruchtbombe aus dem Glas, sondern immer eine zurückhaltende, sehr elegante Frucht. Der 2024er Silvaner ist sehr subtil und feingliedrig. Er liegt ruhig im Glas, ist ganz zurückgenommen in der Aromatik, zeigt kühlen Rauch, nassen Stein, Kamille und Grüntee, Zitronengras. Null Exotik, nichts Extremes, ein hochfeiner Stoff, nuanciert und in sich gekehrt. Ein bisschen wie 2016, die totale Eleganz, selbst in der Jugend zurückhaltend und mit buddhistischer Gelassenheit ausgestattet. In solchen Jahren neigt man dazu die Weine zu unterschätzen, das war 2016 auch oft so, aber wenn man sich deren geniale Entwicklung anschaut, wird schnell klar, wie gut 2024 werden kann. Wir haben schon Gewicht im Glas, feste Phenolik, kernig, die Zunge rollt sich in zitronenschaligen Bitterstoffen, herbsaftig, sehr stringent. Er ist weniger beeindruckend als die krachenden 2023er, das ist klar, aber feiner und hintersinniger ist er. Ich denke, die 2024er werden eine großartige Entwicklung machen und auf mittlere Sicht richtig strahlen. Während 2023 eher Rieslingtrinker begeistert, ist 2024 eher etwas für Burgunderfans.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
97
/100

Suckling zu 2023 über: Silvaner Maustal Großes Gewächs

-- Suckling zu 2023: This giant of silvaner elegance is still very youthful and a bit closed, but the chalky intensity on the very concentrated medium- to full-bodied palate is already stunning. Very flinty with Amalfi lemons right through the super-long and focused finish. Enormous aging potential. Drink from release.

Mein Winzer

Zehnthof Luckert

Das Weingut Luckert ist ein echtes Familienunternehmen. Aktuell wird es von Ulrich, Wolfgang und Sohn Philipp Luckert und deren Familien geleitet. Ulrich hat beim Fürstlich Castell’schen Domänenamt gelernt, Wolfgang beim Würzburger Bürgerspital, Philipp bei Fürst in Bürgstadt.

Silvaner Maustal Großes Gewächs 2024