Lobenberg: Manchmal macht der Wein den Winzer. Und manchmal lässt der Winzer den Wein einfach machen. So geschehen beim Ex Vero III S – einem jener raren Jahrgänge, in denen sich die Gärung auf natürliche Weise verlangsamt, nicht zum Ende drängen lässt und mit einem Hauch Restsüße verbleibt. Kein Makel, sondern eine Entscheidung. Und was für eine. Der höchstgelegene Teil des Hangs, steil, karg, fordernd, ist der Ursprung dieses Weins. Sauvignon Blanc und Chardonnay – etwa hälftig – liefern hier eine Cuvée, die trotz aller Spannung und Struktur nicht streng wirkt, sondern sogar spielerisch. Über zwei Jahre im großen Holz, spontane Vergärung ohne Zusatz von Hefen, keine Eingriffe – was bleibt, ist ein kompromissloser Wein mit großer Geste, der sich trotz aller Tiefe offen und einladend zeigt. In der Nase wirkt der Ex Vero III S fokussiert und klar, fast kristallin. Es steigen dunkle Zitrusnoten auf, Yuzuzeste, getrocknete Limette, dahinter weißer Rauch, etwas Feuerstein, grüne Papaya, Sternfrucht und ein Hauch Wiesenkräuter – wie frischer Koriander, ein wenig Minze, ein Streifen Zitronengras. Ein Touch von Akazienhonig gibt Tiefe, ohne in die Breite zu gehen. Der Duft ist eher vertikal als ausladend, steigt auf, bleibt dabei ruhig. Am Gaumen dann ein feines Spiel aus Textur, Frucht und Mineralität: die zarte Restsüße schiebt nicht an, sondern trägt subtil, verstärkt die fast exotischen Fruchtaromen von gelber Kiwi, Maracuja, Melone, Quitte – aber alles im steinig-rauchigen Korsett gehalten. Die Säure ist präsent, aber nicht laut, die Phenolik dicht verwoben, mit einem ganz feinen Grapefruitbitterton, der Zug und Länge erzeugt. Das ist nicht süß – das ist ein kontrollierter Kick, der das Aromenspektrum auffächert. Mit Luft gewinnt der Wein noch einmal deutlich: der rauchige Ton verfliegt, der Wein wird offener, zeigt Tiefe, sogar einen Hauch von Nussigkeit, helles Brot, Sauerteigkruste, dazu eine flirrende, fast elektrisierende Salzigkeit im Finish. Und das ist wirklich lang. Und wirklich beeindruckend. Ex Vero III S ist kein Naturwein, der provozieren will. Er ist einer, der sich Zeit nimmt, Tiefe zulässt und der überrascht durch seinen Ernst UND seine Zugänglichkeit. Der sich trotz seiner inneren Spannung nicht verschließt, sondern neugierig macht. Ein Werlitsch in Höchstform – komplex, eigenständig und absolut souverän.