Lobenberg: Eine Besonderheit des Sonnenscheines ist, dass rund 20 Prozent in einer Tinaja, also einer spanischen Amphore, ausgebaut wird. Familie Rebholz bekommt diese von Foradori aus Norditalien. Der Wein wächst im Sonnenschein auf Muschelkalk, fast reiner Felsen. Das ist die kargste Burgunder-Anlage, die Rebholzens haben. Die Weißburgunder-Reben stehen neben dem Riesling GG auf dem noch puristischeren Teil des Weinberges. Dieser Wein zeigt immer eine irre Mineralität, die eigentlich wie ein Riesling rüberkommt. Diese kargen Böden lassen hier eins steiniges, fast staubiges Mundgefühl entstehen, das voll über den Grip kommt. Schiebt und drückt aus dem Gerbstoff, das ist ganz erstaunlich für einen Weißburgunder. Kristalline Nase, Mandel, Bockshornklee, Gesteinstaub, nur wenig Frucht zulassend in dieser steinigen, grünblättrig würzigen Nase. Seidig geschliffener Mund, so ein feiner Schmelz, Mandelöl und gemahlene Sonnenblumenkerne, geröstet Haselnuss, unglaublich zarte, aber texturierende Phenolik. Das läuft so geschmeidig und hat doch diese aufregende Vitalität auf der Zunge aus dem mineralischen Spiel. Durch die perfekte Reife der Frucht hat der Wein doch einen gewissen Charme und zarten Schmelz, trotz seiner zupackenden, knochentrockenen Art. Eine Cremigkeit vom langen Verbleib auf der Hefe, die mit dieser Mineralik um die Hoheit kämpft. So ein feiner und zugleich beeindruckender Mund. Nur Verspieltheit, Länge, Mineralität am Gaumen, tollen Zug zeigend. Der Schmelz kommt eben aus der hohen Reife der Frucht. Aber keinen Blockbuster erwarten. Das hier ist eben der Weg in die reine Finesse, eine großartige Interpretation der Rebsorte, das macht richtig Spaß. Ein extrem präziser Ausdruck des Bodens. 96-97+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Weißer Pfirsich, Mandeln und Aprikosenkern in der Nase, dazu nasser Feuerstein, weiße Blüten, Salbei und Estragon, tolle Würze. Ein Weißburgunder in großer Feinheit, fern von jedwelcher Breite. Kumquat, Bitterorangeund grünliche Aprikose im Antrunk, sehr trocken und doch sehr saftig, Mandarine kommt dazu. Salz und Stein über Orange und unsüßer Nektarine im immens langen Nachhall. Wie schon 2019 einer der größten Weißburgunder der Welt, Deutschland bräuchte keine Chardonnays, wenn es mehr solcher Weine gäbe. 99-100/100