Lobenberg: Im Gegensatz zur höher gelegenen Jungfer liegt der Oestricher Doosberg etwas näher am Rhein, aber immer noch auf 100 bis 120 Höhenmetern. Hier haben wir vorwiegend Lösslehm, durchzogen von grauem Quarzit und Kies, was zu einer guten Wasserspeicherung beiträgt. Dieser reichhaltigere Boden ergibt, gemeinsam mit der Südausrichtung, immer einen etwas fleischigen, konzentrierten Weintyp mit Dichte und Substanz. Der Doosberg hat auch immer etwas mehr Frucht, die teilweise leicht ins Exotische geht. Die Trauben werden direkt nach der Lese schonend mit den Füßen eingemaischt und erst am nächsten Tag abgepresst. Anschließend spontan im Edelstahl vergoren. Wow, schon die Nase haut mich um! Sehr dicht verwobene, reichhaltige Frucht drückt aus dem Glas. Viel reifer Pfirsich, Mandarine, gelber Apfel, auch etwas helle Mango und Ananas. Kandierter Ingwer, hinzu kommt eine feine Kräuterwürze von Salbei. Dann trifft im Mund die dichte, reife Frucht auf eine enorme Salzfracht. Saftiger Pfirsich mit kandierter Blutorange und wieder Ananas. Trotz aller Frucht, strotzt der Doosberg so vor Textur und mineralischer Tiefe. Immense Komplexität mit fein nuancierter Frucht, aber er besitzt eben auch eine beeindruckend elegante Säure, Lebendigkeit und läuft mit einem unaufhaltsamen Drive über die Zunge. Warme, leicht fette Frucht, die plötzlich von einer rasiermesserscharfen Zitrussäure geschnitten wird. Im Finale kommt dann nochmal die dezente Ingwerschärfe zum tragen. Das ist ein wunderbar vielschichtiges GG, heute schon von gewisser Größe, aber noch enormem Potenzial. 96/100