Wegeler: Riesling Doctor Großes Gewächs 2022

Wegeler: Riesling Doctor Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2052
fruchtbetont
mineralisch
voll & rund
Lobenberg: 96+/100
Suckling: 96/100
Falstaff: 96/100
Deutschland, Mosel
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Doctor Großes Gewächs 2022

96+
/100

Lobenberg: Seit Richard Grosche mit an Board ist bei Wegeler hat sich der Stil des Hauses zum positiven verändert – 2021 war der erste Jahrgang bei dem das dann auch direkt deutlich wurde und 2022 setzt nochmal klar einen drauf. Es geht schon ein klein wenig in die alte buhl’sche Stilistik unter Grosche-Kauffmann, also trockener, schlanker, präziser und lägerer Hefekontakt ohne Schwefel. Es ist schon im ersten Jahr ein klarer Stilwandel zu erschmecken und auch höhere Präzision und zugleich etwas mehr Laissez-faire. Das ist schon erstaunlich. Die berühmteste Lage der Mosel, direkt oberhalb von Bernkastel gelegen. Brutal steil und karg, Schiefer pur. Alles Einzelpfahl. Von Lieser, Thanisch über Molitor tummeln sich hier einige der Stars der Mosel. Wegeler hat – im Gegensatz zu den gepachteten Flächen von Molitor und Lieser – allerdings schon lange einen ausgedehnten Besitz an besten Parzellen hier, zudem den historischen Doktorkeller direkt unter dem Berg. Irre Mineralik schon im Duft, pures Gestein, nasser Ton, klar wie eine Eifelquelle. Diese kristallklare Puristik setzt sich auch im Mund fort. Viel Druck, wow, da ziehen sich die Augen zusammen so viel Schiefer und Salz rauschen da durch. Dann schieben Mirabelle mit Orangenschalen und Mandarinen nach, auch die bitterfrische Herbheit von Grapefruit. Der Speichelfluss ist kaum zu unterdrücken, sehr pikant, würzig, pfeffrig, intensiv. Doctor eben. Immer ein monumentaler Wein!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96
/100

Suckling über: Riesling Doctor Großes Gewächs

-- Suckling: This great dry Mosel has a striking nose of persimmons and smoke. Compact and elegant (a rare combination) on the graceful and cool medium-bodied palate. Highly structured, but that only shows itself at the very long, stony finish with its sharply defined contours. Still a bit closed. Drinkable from release, but best from 2026.

96
/100

Falstaff über: Riesling Doctor Großes Gewächs

-- Falstaff: Feinduftig, dicht und komplex. Salzzitronen, Austernschale, weiße Grapefruit, weißer Pfirsich, Menthol, Melisse, dezent Rauch. Am Gaumen fein nuanciert, vibrierende reife Säure und salzige Mineralik, dazu dezente Zitrus- sowie Steinobstfrucht, elegant, fein und von gutem Extrakt, langer mineralischer Nachhall und viel Potenzial.

Mein Winzer

Wegeler

Die Weingüter Wegeler sind eng mit der Weingeschichte der Mosel und der des Rheingaus verbunden. Die Erfolgsgeschichte begann bereits 1882. Heute wird das Spitzengut von einer neuen Generation innovativer Winzer geführt.

Riesling Doctor Großes Gewächs 2022