Lobenberg: Geerntet aus dem ältesten Rebbestand, ökologische Bewirtschaftung. Es gibt zwei Spätlesen aus dem Walkenberg, die normale und diese Top-Version nur aus den alten Reben. Die Reben sind 40 Jahre und älter. Spontanvergoren, Ausbau nur im großen Holzfass. Wie schon beim Kabinett eine sehr traubige Nase, aber in den alten Reben noch mehr Schmelz, noch mehr feine Süße über der großen Frische und Lebendigkeit. Frische Weintraube, gelber Apfel und Mirabelle. Auch Feuerstein und zerstoßene Kreide. Alles ganz fein. Der Mund ist kraftvoll und konzentriert, aber keineswegs fett. Es bleibt geschliffen und elegant, ja sogar überraschend harmonisch und zugänglich für einen jungen Becker. Die Säure ist natürlich absolut präsent, aber überhaupt nicht rustikal. Die Augen ziehen sich zusammen, der Mund auch. Die Zunge rollt sich. Wir haben die klassische knackige Hajo Becker-Frische. Feine Honignote, ein bisschen Hefezopf und Karamelle. Dann viel Zitronengras und mineralisch nachschiebende Ladungen von an Feuerstein erinnernden Tanninen im Ausklang. Schon ein Powerteil, ohne aber wuchtig zu werden, es bleibt schlank und vor allem unendlich schick und fein. Das ist Riesling wie aus dem Bilderbuch. Salz auf der Zunge. Der Wein, und das muss man immer relativ sehen, hat für Hajo Becker unglaublich viel Harmonie und ist geradezu köstlich, leichtfüßig und cremig dicht. Natürlich bleiben Hajo Beckers Rieslinge immer etwas extrem in ihrer Art. Sie sind einfach extrem mineralisch, unverblümt direkt und zitrisch präsent. Dennoch, was für ein schicker und beinahe schon harmonischer Wein dieses Jahr. 2019 hat trotz seiner relativen Zugänglichkeit noch viele Jahrzehnte vor sich, mit dieser Balance und kristallinen Konzentration. 97+/100