Lobenberg: Diese trockene Auslese macht Hajo Becker nicht in jedem Jahr. Aus über 70 Jahre alten Reben in bio und Spontangärung. Der Alkohol ist, obwohl es die Auslese ist, relativ moderat mit 13 Volumenprozent. Das Ganze bei zehn Gramm Säure. Die Nase ist eine Orgie, man kann es gar nicht anders sagen. Eine Orgie aus Maracuja (und das, obwohl der Wein komplett botrytisfrei ist), kandierter Limette, weißem Pfeffer, Pimentpfeffer, Chili und gelber Melone. Die Nase rührt zu Tränen. Kein Mensch wird glauben, dass das 2018 ist. Diese Frische, diese gnadenlose Mineralität. Salz und Stein hintenraus, dieser immens präsente Schiefer. Und das Ganze auf der einen Seite total schlank und auf der anderen Seite total intensiv mit einer bombastischen Fruchtfülle. Was für eine Finesse, was für eine Vielfalt. Eine multikomplexe Rieslingnase, ohne dass es von der Säure anstrengend erscheint. Der erste Mundeingang ist erstaunlicherweise Löffelbiskuit und darüber kandierte Limette und Zitrone. Zitronengras, unglaubliche Frische. Fast rasiermesserscharf. Die Augen ziehen sich zusammen, so immens kommt die Säure, die aber trotzdem nicht aggressiv ist, nur intensiv. Es ist keine spitze Säure, aber alles wird eingenommen. Der Mund Zitrus, Limette, pinke Grapefruit und wieder viel Salz und Stein. Die Süße kommt aus hohem Extrakt. Wie hat der Mann es geschafft, in 2018 so einen gnadenlos frischen Wein zu machen, der sich trinkt und probiert, als sei es 2019, 2017, 2013 oder 2010? Auf jeden Fall niemals dieses ausgewogene und reife Jahr 2018 mit der milden Säure. Hier ist nämlich nichts mild. Dieser 2018er muss für Jahre weggesperrt werden, wird aber dafür ewig halten. Bitte warten Sie mindestens acht oder gar zehn Jahre, bis Sie den Wein angehen. Ich aber muss jetzt versuchen, mir eine Menge davon für Sie zu sichern. Das ist so gnadenlos gut. Aber noch einmal, wie alle Weine von Hajo Becker, sie MÜSSEN altern. 100/100