Lobenberg: Dominio de ES ist ein winziges biodynamisches Weingut des aus der Loire (Chinon) stammenden Franzosen Bertrand Sourdais. Er war Mitgründer der Dominio Atauta, die er verließ, als man es dort mit der Biodynamie und den Ertragsbeschränkungen nicht mehr so genau nehmen wollte. Die vielen kleinen Parzellen seines eigenen Weinguts Dominio de ES entdeckte er in den 8 Jahren bei Atauta, auch seinen Partner samt Weinbergen seines etwas größeren Gemeinschaftsprojekts, Bodegas Antidoto, entdeckte er in diesen Jahren. Bertrand gehört zum Freundeskreis der Familie Palacios aus dem Priorat und Bierzo, ist also in grandiosen Netzwerken aufgestellt. Die Parzellen der Dominio de ES liegen sämtlich in der Gemeinde Atauta, in der Provinz Soria, an Ribera del Dueros Ostgrenze zur Rioja. Die Weinberge liegen auf 950 bis 1000 Höhenmetern. Über 90% alte bis uralte, wurzelechte Tempranillo-Reben in Buschform (oft über 130 Jahre alt) und dazu etwas weiße Albillo und etwas rotsaftige Alicante Bouschet. Kalkstein, Kreide, Sand, Mergel und Lehm sind das Terroir. Die Expositionen sind überwiegend kühlere Ostexpositionen, manche Parzellen aber auch gen Süden geneigt. Überwiegend Steilhänge oder Terrassen. Die per Hand in kleinsten Körben gelesenen Trauben der uralten Reben erbringen pro Stock im Durchschnitt 1,5 bis 2 kg. Die Weine des überragenden, etwas wilden Basisweins Vinas Viejas werden nur zu 70% entrappt, die 3 Einzellagen werden zu 100% entrappt. Der Ausbau erfolgt je nach Wein in gebrauchten oder neuen burgundischen, 228 Liter Barriques aus französischer Eiche, i.d.R. nur von einem der besten Tonnelier Francois Freres. Bertrand kauft deshalb auch gebrauchte Barriques von den allerbesten Burgundern wie DRC. Der 'Vinas Viejas de Soria' stammt aus 25 Micro-Parzellen der Provinz Sorio, überwiegend direkt um Atauta herum. Nord, Süd- und Ostexposition in Steillagen. Kalksteinhaltiger Sand und Lehm, Megel und Silikat. Insgesamt 2,69 Hektar. Es gibt je nach Jahrgang zwischen 5000 und 6000 Flaschen. 2020 wurde zwischen dem 22, und 26. September, also recht früh gelesen. 10.000 Kilo in 2020 mit 4,4& weißen Albillo und 2,2% rotsaftiger Alicante Bouschet, der Rest bis 130 Jahre alte Tempranillo. 25% Ganztraube, 75% entrappt. 33 Tage der spontanen Vor-, Haupt- und Nach-Mazeration in offenen Holzständern von 1500 und 3000 Litern, dabei kühl von 16 Grad bis maximal 30 Grad. Die alkoholische Fermentation dabei nur 12 Tage. Nur 10 Minuten Remontage pro Tag. Biodyn. 12,85 Alkohol, 3,74 PH und 4,8 Gramm Säure total. Nach der Malo Ausbau 19 Monate in 228 Litern französischen Barriques, 50% neues Holz und 50% zweit- und Drittbelegung. 2020 gibt es 6000 Flaschen. Nach der Probe älterer Jahrgänge wird schnell klar, dass 2020 in jeder Hinsicht ein wahnsinniger Fortschritt ist. Unter 13 Grad Alkohol und cool-climate frisch, nie wäre ich auf Ribera gekommen, Bierzo oder Valdeorras, etwas Priorat schoss mir in den Sinn. So zitrus- und grapefruitlastige Beerenfrucht, Steine und kalksteinige, salzige Mineralität, wild und ungestüm, Holunder, pinke Grapefruit, Sanddorn, Blut, Hagebutte, Wildrose, Nüsse, Cranberry und wilde Schlehe in der Nase. Stein und Mineralität mit Graphit im Sandelholz unterlegtem Mund. Krautwürze, lang, fast überwältigend. Ein vibrierender, spannungsgeladener Wein mit überaus würziger, brachial mineralischer Frucht, nie fett, eher subtil trotz der unglaublichen Intensität, lang, dabei nie dick und fett, sondern fein im spürbaren, seidig steinigen Tannin. Irres Zeug, eine neue Dimension für Ribera. DAS Schnäppchen des Weinguts, aber nichts für Anfänger. 97/100