Lobenberg: Das ist das wirkliche Abbild der Mencía in Bierzo, mit diesen extremen Höhen- und Altersunterschieden. Mehr Bierzo kann man im Grunde nicht abbilden als in diesem Corullon. Würzige Nase, ganz klar von den Rappen beeinflusst. Dadurch zeigt der Wein eine wunderschöne Krautwürze. Dahinter diese typische rote Mencía-Frucht mit großer Frische. Sauerkirsche, schwarze Kirsche und säuerliche Himbeere, hochintensiv! Wow, was für ein Mund – so saftig und so frisch zugleich! Wir haben Rappen, süße rote Kirsche, Massen an Sauerkirsche, aber auch eine wunderschöne Honigsüße daneben. Hochintensiv! Viel frische Zwetschge, toll verwoben, fein, saftig, lecker und zugänglich. Das wird nach einigen Jahren Everybody’s Darling sein. Ein unglaublich schicker, hedonistischer Einstieg in die Region Bierzo aus einem kühlen und gleichzeitig reifen Jahrgang. Eine Ode an die Freude! 96+/100. *** Descendientes – also die Abkömmlinge von J. Palacios. Er war der Vater von Alvaro und der Großvater von Ricardo. Sie betreiben dieses Joint Venture in Bierzo, das von Ricardo auf Anregung seines Onkels Alvaro gegründet wurde. Der Corullon besteht aus 95 Prozent Mencia, vier Prozent Palomino und Godello sowie ein Prozent Alicante Bouschet. Es ist ein Wein aus der gleichnamigen Gemeinde, insgesamt aus 90 verschiedenen Plots, die sich auf insgesamt 6,7 Hektar verteilen. Der Boden besteht typischerweise aus verschiedenen Schiefertypen. Die Weinberge reichen von 300 bis 1.000 Metern Höhe. Gelesen wird zwischen September und Oktober, je nach Höhenlage. Die Weinberge sind zwischen 60 und 100 Jahre alt. Im Weingut werden circa 25 Prozent der Trauben nicht entrappt, sie werden in den Gärtank gegeben und mit Füßen angequetscht. Anschließend wird die restliche entrappte Maische draufgegeben. Die Gärung dauert ungefähr zwei Monate. Anschließend wird das Ganze abgepresst und für den Ausbau in große Holz-, Stahl- und Betonfässern gegeben, später in Holz mit unterschiedlichen Größen – Barriques sowie 500- bis 700-Liter Fässer.
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.In Bierzo verlief der Jahrgang 2021 etwas anders als in den restlichen Topregionen Spaniens. Nach einem recht kühlen Frühjahr folgte ein extrem heißer Sommer. Viele Winzerinnen und Winzer planten schon für eine extrem frühe Lese mit extrem reifen Weinen. Am Ende hat der Jahrgang aber die Kühle des Frühjahrs beibehalten – die Weine haben alle 13,5 Volumenprozent Alkohol. Die Hitze des Sommers ist nicht die Dominante in den Weinen. Es sind also grundsätzlich sehr reife, aber auch sehr kühle Weine.