Lobenberg: Nach einem nassen Frühjahr in dem viel gearbeitet werden musste folgte ein Sommer, der trocken und warm war, aber nicht extrem. Im Juli und September gab es nochmal kurze, ausgiebige Regenfälle, aber es trocknete alles rasch wieder ab, es gab also keinen Krankheitsdruck. Ganz im Gegenteil, man hat auf Grund der späten Blüte Mitte Juni dann bis Mitte Oktober gewartet und in voller Reife angefangen zu ernten. Die Ernte zog sich von Mitte Oktober bis zur zweiten Novemberwoche. Es gab dementsprechend eine extrem späte, reife Lese voll gesunden Traubengutes. Die Lese hier war weitaus später als im überwiegenden Rest Europas. Die daraus resultierenden bereits sehr kühlen Nächte und sonnigen Tage mit entsprechend hoher Temperaturamplitude machen 2018 für die Rioja zu einem denkwürdigen, einem ganz großen Jahrgang der Geschichte. Die Gärungen finden komplett in großen, offenen Holzgärständern statt. Die Weine werden anschließend über Jahre ohne Batonnage im Barrique ausgebaut. Der Valdegines wird überwiegend in Demi-Muids von 500 Litern ausgebaut, 20% Neuholzanteil. Valdegines ist eine reine Ostexposition an einem Steilhang. In der Mitte des Tals liegt ein kleiner Bach, und auf der anderen Seite dieses Tales liegt La Poza de Ballesteros in kompletter Westexposition. Beide Weinberge mit Terroir Kalkstein, Lehm und viel Sandauflage. Also sehr feine Weine. Der Unterschied liegt in der Sonnenexposition, was aber zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führt. Die Nase zeigt Spuren von Kaffee vom Holz, aber auch dann die Tempranillofrucht mit der reifen Zwetschge, viel Kirsche, Tempranillo kann in seiner feinsten Form durchaus sehr burgundisch werden. Hohe Intensität und große Aromatik. Man riecht schon die starke Tag-Nacht-Amplitude über den Herbst bis zur Lese Mitte Oktober, diese wahnsinnige Frische. Im Mund eine grandiose Würzigkeit, der Wein scheint Rappen zu haben, aber Jean Francois, der Betriebsleiter beteuert, dass bei Artadi alles zu 100% entrappt wird. Trotzdem hat er diese wunderbare Salzigkeit, die Länge und eine wahnsinnige Frische über der vollreifen Frucht. Das liegt aber auch an der Ostexposition des Valdegines, der Weinberg liegt direkt gegenüber von Poza Ballesteros und ist die kühlste Lage von Artadi. Für einen so warmen Sommer mit langgezogenem Herbst mit so später Lese ist Valdegines prädestiniert für ein grandioses Ergebnis. Reiche Kirschenfrucht mit viel Salz, mit etwas pinker Grapefruit unterlegt, Thymian, ganz helle Lakritze, nichts Süßes, total durchgegoren, frisch, lang. Fast Bierzo oder Galizien Stilistik und trotzdem ist die dahinterliegende Frucht komplett reif. Das ist ein aufregender Wein und der beste Valdegines, den ich bisher probiert habe. Nicht nur weil er diese Frische hat, sondern weil er dahinter auch die Reife und diesen hohen Oszillographen hat aus salziger Mineralität, Frische und gleichzeitig reifer Frucht. Verspielt und elegant, zart, ein fast großer, sehr feiner Tempranillo. 96/100