Lobenberg: Die Rkatsiteli ist so etwas wie die Urmutter aller weißen Naturwein-Rebsorten und ein Wein, der in seiner Machart für die Zukunft gemacht ist. Für frisch-fruchtige Weißweintrinker ist das eine solide Herausforderung. Diesen Wein sollte man nicht jung trinken, sondern in den Keller legen und sich dann in einigen Jahre freuen, einen wahnsinnig gut strukturierten und komplexen Wein wieder entdeckt zu haben. Diese Art des Weinmachens ist fast in Vergessenheit geraten und wir sind es mit unserem Analysewerten geprägten Weinwissen nicht mehr gewohnt, solchen Naturwundern die Zeit und Muße zu geben, die sie verdienen. Gewachsen in der winzigen Gemeinde Alvani auf Kalkstein-Lehm-Sand-Böden. Spät und vollreif geerntet. Der Wein zeigt ein sattes, leicht trübes Goldgelb mit grünlichen Reflexen. Die Nase verblüfft neben der satten Phenolik und dichten Schalenaromen mit feiner, frischer Frucht. Von Quitte zu grüner Birne schwingt die Frucht, dazu Walnüsse, Kiwi und feiner Honig, sogar ein Hauch Zitronengras scheint durch. Das alles liegt auf einer feinen, schaligen Cremigkeit, weich und süffig, schmeichelnd, fast zart, und doch voller unterschwelliger Kraft. Wir haben in der Woche zu vielen Winzern Georgiens und in den sensationellen Naturwein-Bars der Hauptstadt trotz hunderter Weine keinen besseren Rkatsiteli gefunden. Hier ist wohl vorne! Meine Bewertung ist mangels internationaler Vergleichsmöglichkeiten völlig subjektiv, denn der Wein ist noch einmal ganz anders als die Schalen-Naturwein-Orangewein-Varianten Westeuropas. Das sollten Sie bedenken und sich doch unbedingt auf dieses spannende Abenteuer eines typisch georgischen Quevriweins einlassen. Meine Punkte drücken nur meine Begeisterung aus. 96-97/100