Riesling Trittenheimer Steinreich 2021

Ansgar Clüsserath: Riesling Trittenheimer Steinreich 2021

2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2039
Verpackt in: 6er
9
leicht & frisch
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Trittenheimer Steinreich 2021

95
/100

Lobenberg: Eva Clüsseraths Steinreich ist das, was früher Spätlese trocken hieß. Es ist natürlich inhaltlich auch heute noch eine trockene Spätlese mit gradationsmäßiger Auslesequalität. Der Steinreich kommt aus der Lage Apotheke, ist aber im Grunde ein Ortswein bei Eva Clüsserath, da sie die obere Apotheke, sprich die Hochlagen, als Auslese trocken unter dem Namen „Apotheke“ separat abfüllt, ohne das jedoch als Auslese zu beziffern. Eine so feine, reife Nase, die von europäischer weißer und gelber Frucht getrieben wird. Birne, Apfel und weißer Weinbergpfirsich, Zitrusfrucht nur als Unterlegung. Schick, angenehm und einfach nur fein mit reifer, cleaner Frucht. Der Wein ist im Mund unglaublich lang und bleibt trotzdem so raffiniert. So zart und spielend. Er mag gar nicht wieder aufhören. Und trotzdem ist es fast ein Kabinett-Charakter, obwohl wir hier auf oberem Spätlese-Niveau sind. Alles tänzelnd. Die Augen ziehen sich zusammen, aber nicht vor spitzer Säure, sondern vor dieser Aromenvielfalt in Zusammenhang mit Birne, weißem Pfirsich, Salz, Schiefrigkeit, Mineralität und gleichzeitig diese pinke Grapefruit im Nachhall. Es gab nahezu keine Botrytis an der Mosel. Wer also raffinierte, zarte und trotzdem intensive Weine möchte, die kabinettig leicht und trotzdem hocharomatisch schmecken, der ist bei Eva Clüsserath richtig aufgehoben. Das muss man aber entscheiden. Hier gibt es nichts Wuchtiges, Überreifes, sondern nur zärtliche Finesse. 95/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Ansgar Clüsserath

Ansgar Clüsserath war schlau, auch im nahen Ort Klüsserath selbst gäbe es anständige Weinberge, aber die besseren sind unbestritten in Trittenheim zu finden, man denke nur an die berühmte „Apotheke“. Der Schwerpunkt wird auf die beste Lage gelegt.

Riesling Trittenheimer Steinreich 2021