Lobenberg: Der alte Familienweinberg wird biologisch bearbeitet, aber ohne Zertifizierung, denn seit dem Jahrgang 2019 verzichtet Nicola auf die teure Urkunde. Früher war die 1,5 Hektar Lage an Ratti verpachtet. Der Großteil der Reben in Rocche wurden 1961 gepflanzt. Das heißt, fast 60 Jahre alte Reben mit winzigem Ertrag. Ein kleiner Teil wurde etwas später, 1989 gepflanzt. Ein Amphitheater mit Südost bis Südwest Lage d.h. der Weinberg läuft komplett durch eine Südexposition hindurch in warmem Mikroklima auf 200 Höhenmetern, direkt neben Roberto Voerzio. Als das Weingut Trediberri 2010 gegründet wurde, lief auch dieser Pachtvertrag an Ratti aus. Zu 100 Prozent entrappt. Eine Nacht Kaltmazeration ohne anquetschen. Vergoren im Beton-Tank. Dann zweiwöchige Nach-Mazeration auf den Schalen. 5.200 und 2.500 Liter Holzfässer, für 21 Monate auf der Hefe belassen. Der Rocche dell´Annunziata ist der Ursprungs-Weinberg des Weinguts Trediberri und liegt auf der anderen Straßenseite der Arborina-Weinberge. In Annunziata hat auch Roberto Voerzio Weinberge. Wurde im April abgefüllt. Mittleres Rubinrot mit leichtem Orange-Touch. Ätherische Noten von Orangenschale, gelben Blüten und leicht bitteren Kräutern. Die Nase ist schwebend und rotfruchtig. Sauerkirsche und gerade reife Erdbeere. Steinig rauchige Noten, nicht tiefer dunkler Teer, sondern wirklich eine leichte, schwebende Mineralität mit purem Kalk. Im Mund rollen jede Menge Tannine über die Zunge. Sie sind strukturiert und sehr klar. Die rote präzise knallig frische Frucht ist schwebend duftig Sauerkirsche, Erdbeere, Cranberry – am Ende bleiben reine Rosenblüten im Mund mit einem Hauch roter Kirsche und etwas Marzipan, erst dann kommt rauchiger Teer. Dieser Wein ist eher auf der eleganten Seite – Ich finde ihn sehr gut, ausgeglichen und balanciert. Ein super schickes, trinkiges Leckerli. Bruno Giacosa ist das stilistische Vorbild des Weinguts, und das ist auch ganz klar erkennbar. Schick!. 95-96/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.