Lobenberg: Das Verrückte an 2023 war, dass es an sich erstmal kein allzu heißes Jahr war. Die Temperaturen waren relativ moderat, es gab recht viel Regen über den Sommer, alles deutete auf einen sehr klassischen Jahrgang hin. Kurz vor der Traubenreife und bis zur Lese stiegen die Temperaturen dann allerdings an und es gab sogar ein, zwei Hitzewellen in die Lese hinein mit weit über 30 Grad Anfang September. Das gab es laut Nathalie Tollot in dieser Form noch nie. Diese letzten Tage haben den Jahrgang dann sehr viel mediterraner ausfallen lassen als zunächst gedacht. Wir haben einen ähnlichen Reichtum und eine warme Würze wie 2022, aber es ist nicht ganz so konzentriert, weil der Ertrag durch den Regen etwas höher lag. Das gibt dem Jahr einen interessanten Twist mit reicher Fruchtauslegung und dennoch einem kühl anmutenden, klassischen Kern in vielen Fällen. Einen Tag früher als der Corton Grand Cru ist der Bressandes am 07. September geerntet worden. Es gibt genau einen Hektar von diesem Weinberg. Corton Bressandes ist eine Namens-Option, um diesen Teil des speziellen Terroirs abzugrenzen vom Corton Grand Cru. Die meisten Winzer nennen alles einfach Corton Grand Cru, was erlaubt ist. Die Lage Bressandes liegt genau im kühleren Osten. Cool Climate Hochlage. Die Corton Grand Cru Lage von Tollot-Beaut liegt jedoch im Südosten, dort ist es sehr viel wärmer, reicher und süßer. Corton Bressandes ist aber bei Tollot-Beaut der geliebtere Teil mit dieser kühlen Charakteristik. Uralte Reben, hohe Dichte. Kühl, steinig, weniger Lehm. Der Unterschied in der Nase ist schon verblüffend, wir haben diesen warmen Riesen von Corton, und wir haben den Bressandes daneben, mit ganz klar mehr Struktur, mehr Mineralität. Sein Duft erinnert fast an Vulkangestein, ein bisschen an den Kaiserstuhl oder Graubünden. Dann diese ganz fein ziselierte Kirschfrucht darunter, die aber viel Wucht und Tiefe mitbringt, ein bisschen Holzkohle liegt darunter. Ein sehr delikater, schwebender Bressandes, der seine massive Steinaffinität dennoch nicht versteckt. Er ist viel feiner und geschliffener als der Corton. Die Tannine kleiden den Mundraum mit Kalkstein aus. Wahnsinnige Frische, Druck und Opulenz in der Frucht im Kontext dieses Weines, neben dem Stein, den er immer hat. Es ist irgendwo ein bisschen untypisch in dieser so trinkfreudigen, opulenten Art, aber wer wollte sich darüber beklagen, dass die Weine so verführerisch und zugänglich sind?