Lobenberg: Die Reben stehen im unteren Teil des Bloody Hill Vineyard in 200 Höhenmetern auf felsigem Sandstein. Die Trauben wurden nach sorgfältiger Handlese komplett unentrappt, also mitsamt ihrer Stiele in offenen Holzfässern vergoren und anschließend 11 Monate lang in französischen, 500 Litern fassenden Hogsheads ausgebaut. Tiefes, leuchtendes Violett. Der Angang in der Nase ist von saftigen und samtigen Schwarzkirschen, Brombeeren und Pflaumen geprägt. Die dunkelwürzige Aromatik der Rebsorte ist hier zunächst dezent und elegant verwoben, sie entwickelt sich erst nach einer Weile im Glas. Aber wenn der Wein erstmal loslegt, ist die Balance aus Frucht, Würze und floralen Noten in ihrer Komplexität und Finesse beinahe magisch! Es lohnt sich die unverfälschte Syrah-Aromatik des Weins zu erforschen. Schwarzer Pfeffer, Feuerstein, fein rauchiges Kerzenwachs, Nelkenpfeffer und getrocknete Veilchen. Im Mund ist die spritzige Frische faszinierend – hier ist nichts reif oder gar marmeladig. Ganz im Gegenteil! Hier steht kein Blockbuster im Glas, sondern eine samtige, kühle und ätherische, zarteste Versuchung eines Syrah. Australisches Cool Climate at its best! Dieser Wein ist spannungsgeladen und die Trauben wurden sicher eher früher als zu spät gelesen. Die Kombination aus dunkler Fruchtaromatik, Würze und Präzision ist schon fast verträumt harmonisch. Die Tannine sind kühl und griffig, aber zugleich integriert und elegant verwoben, sie cremen den Mund nach dem Schlucken puderzuckerartig. Die schwarzen Johannisbeeren, Schwarzkirschen, Hibiskus und die pfeffrig-rauchige Mineralität sind lecker, zugleich ist die Frische des Weins animierend und einladend. Die Frucht ist eher kühl, spannungsgeladen und präzise als warm und dicht. Ich probiere den Wein über zwei Tage hinweg und bin am Ende immer noch nicht schlüssig, was seine Herkunft im australischen Yarra Valley verraten könnte, denn der Wein erinnert mich wirklich sehr an die Syrah Weine der nördlichen Rhône, und dort ganz klar eher an die eleganten Weine der Côte Rôtie als an einen Cornas. Die Eleganz des Weins ist phänomenal, er klingt lange nach dem Schlucken harmonisch nach. Das moderne Australien ist unendlich schick!