Lobenberg: Die Weine von Castell d’Encus entstammen einer magisch schönen Landschaft an den katalanischen Pyrenäen. Die DO ist Costers del Segre, im Süden angrenzend liegt das Priorat und im Norden die Pyrenäen. Auf 850 bis 1300 Metern ü.M. sind die Weinberge überwiegend in Dichtbepflanzung angelegt. Der Ort wurde ausgewählt, um den Auswirkungen des Klimawandels etwas ausweichen zu können. Weitläufige umliegende Wälder sorgen für ein intaktes Ökosystem. Von den 95 Hektar, die zum Anwesen gehören wurden nur 23 ha mit Reben bepflanzt, der Rest soll Wald bleiben. Auf dem Gelände war in früheren Zeiten ein Kloster. Die Mönche haben Gärbehältnisse in den Fels geschlagen und nach einer Aufbereitung werden diese alten Steinbehälter aus dem 12. Jahrhundert nun teilweise auch heute wieder zur Fermentation der Weine benutzt. Die Böden sind überwiegend von Lehm und Kalk geprägt, eher steinig und karg. Der Syrah stammt aus einer Einzellage und wurde partial in den oben erwähnten Steingruben, Holz und Edelstahl vergoren. Alle Rotweine werden hier unfiltriert gefüllt. Sehr sortentypische Nase, ein reiner, ausdrucksstarker Syrah. Deutlich weniger vordergründige Frucht als der Pinot Noir von Castell d’Encus, sehr viel gesetzter und dadurch auch erhaben. Eine elegante Frucht zeigend mit dezenter Schwarzkirsche, dahinter satte Würze mit Veilchen und Piment, nur ein Hauch schwarzer Pfeffer. Kein dominantes Holz, aber eine sehr schöne, noble Struktur und innere Ruhe ausstrahlend. Eine tolle Balance in der Nase zeigend, nichts ist zu laut, alles ist strukturiert und gesetzt. Und dennoch aromastark, die Schwarzkirsche setzt sich durch, wird von milden Feigen flankiert, und im Hintergrund erahnt man eine mineralische Schärfe, die aber gegen die milde Ausgewogenheit der Nase nicht voll durchkommt. Verblüffend fein ausbalanciert zeigt sich der Wein auch am Gaumen, total zart und samtig. Dabei aber nie seinen aromatischen Punch verlierend mit viel Kirsche, Schwarzkirsche, Veilchen, Piment, ein dezenter Hauch Grillfleisch. Aber für die rohe Fleischigkeit, wie man sie manchmal von der Nordrhône kennt, ist dieser Wein viel zu fein, wir bleiben hier deutlich mehr in der fein-floralen, noblen Frucht mit leichter Würze. Tolle Haptik im Mund, nie den Fokus und die Balance verlierend mit anschmiegenden Tanninen, fein-floraler Note und einer angenehmen Kühle, die erneut an die Nordrhône denken lässt. Aber immer in der Feinheit und der Eleganz bleibend, wir sind hier weit entfernt von den manchmal wilden Syrahs des Languedoc-Roussillon, deutlich mehr bei der Noblesse der nördlichen Rhône bleibend, aber eben auf Lehm-Kalk und nicht auf Granit und Schiefer. Piment und Pfeffer werden etwas mehr mit der Zeit im Glas, doch nie die Feinheit und die dezente Kirschfrucht verlierend. Langer und ebenso feiner Ausklang mit nachhallenden gepfefferten Veilchen und eleganter Schwarzkirsche, samtigen und ausgewogenen Tanninen und einer salzigen Frische. Ein grandioser Syrah, der mit ganz anderem Charakter seinen Pendants aus der Côte-Rôtie qualitativ nicht nachsteht, stark von diesem sehr speziellen Terroir und der Höhenlage von Castell d’Encus profitierend. Toller Stoff, der auch noch Potenzial zur Entwicklung hat. 96+/100