Lobenberg: Das ist der dritte Wein im Bunde der Tenuta San Guido. Ein schicker Stoff aus den jungen Cabernet-Reben des Weinguts. Die Böden sind kalkhaltig und reich an Galestro und Kieselsteinen, teilweise mit Ton versetzt. Die Ausrichtung ist bei bis zu 300 Metern über dem Meeresspiegel in Süd-Südwest-Orientierung. Der Blend besteht aus 50 Prozent Cabernet Sauvignon und 50 Prozent Sangiovese, die von Priscillas Cousin, dem auch das Castello di Bolgheri gehört, zugekauft werden. Die Sangiovese-Trauben tragen entscheidend zur fantastischen Frische dieses Wein bei. Ausbau für sechs bis zwölf Monate in gebrauchten Barriques, die zuvor für den Ausbau des Zweitweins Guidalberto genutzt wurden. Anschließend noch Flaschenlager. Le Difese bedeutet Wildschwein. Tiefes Rubinrot mit einem Hauch Orange. An der Nase ist das ein sehr »weiniger«, gastronomischer Wein. Dunkle Beeren und Kirschen mit einer intensiven, eisenhaltigen Mineralität und duftenden dunklen Veilchen. Auch getrocknete Kräuter, die mich in ihrer schwebenden Art an Ganztrauben-Gärung, also mit Stielen, erinnern, obwohl alles komplett entrappt ist. Im Mund ist die Frische des Sangiovese total beeindruckend, dabei hat er zugleich eine klare Cabernet-Charakteristik, aber die Frische trifft erst auf die Zunge. Sauerkirsche, dann kommt Cassis und Brombeere hinterher. Fein texturierte, reife Tannine mit einer zarten Rauchigkeit. Schattenmorelle mit frischen Zwetschgen, etwas pinke Grapefruit, Waldhimbeere mit guter Säure. Hedonistisch und fein. Es ist diese perfekte Kombination aus guter Struktur und größter Geschmeidigkeit. Ohne Frage ein echt schicker Wein mit feiner Spannung. Es gibt nichts, das man an diesem Wein nicht mögen könnte. Das ist Klasse pur, für wenig Geld. Der Difese kann den Namen der Tenuta San Guido mit ganzem Stolz tragen. 93/100
Der Jahrgang 2022 startete in Bolgheri mit einem relativ kühlen Winter, gefolgt von einem ebenfalls eher kühlen und trockenen Frühling, der zu einem späteren Austrieb der Reben führte. Ab Ende Mai stiegen die Temperaturen stark an. Es folgte mit etwa 75 Tagen eine relativ lange Zeit, die von Hitze und Temperaturen um die 35°C sowie von Trockenheit geprägt war. Die Reben mussten im Sommer zum Teil unter diesen gnadenlosen Bedingungen leiden. Glücklicherweise brachten die Sommergewitter Ende August eine Erleichterung und konnten das physiologische Gleichgewicht der Rebstöcke wiederherstellen. Im September sorgten ausgleichende, kühle Nächte dafür, dass die Trauben vollständig und gleichmäßig ausreifen konnten. Die Weinlese der Rotweine fand unter ausgezeichneten Bedingungen von Anfang September bis Mitte Oktober statt, und die Weingüter der Region Bolgheri konnten deshalb den perfekten Lesezeitpunkt jeder Parzelle in Ruhe bestimmen. Der Jahrgang 2022 ist ein Beweis dafür, wie Reben selbst unter anspruchsvollen Bedingungen Trauben von großer Qualität und eigenständigem Charakter hervorbringen können. Die Weine des Bolgheri-Jahrgangs 2022 sind konzentriert, druckvoll, samtig und von dichter, reifer Frucht mit beeindruckender Tiefe geprägt. Trotz ihrer zum Teil etwas früheren Zugänglichkeit haben die Rotweine zugleich eine einzigartige Konzentration ihrer Tannine, sowie eine sagenhafte Ausgewogenheit, die ein längeres Reifepotenzial verleiht.