Lobenberg: »Kapelle« ist das Plateau oberhalb des Weinguts auf 470 Metern Höhe, gelegen am Fuße der namensgebenden Karmeliter Kapelle. Nur 1,48 Hektar klein. Mit einem Rebalter von 18 Jahren ist das hier ein noch relativ junger Teil der Lage Zieregg. Die Reben sind ganztägig der Sonne ausgesetzt, jedoch geschützt von einem kühlenden Waldmantel, der die Lage umhüllt. Ausbau in gebrauchten 700 Liter Fässern. Die Nase setzt sich stark ab von den beiden anderen Zieregg Sauvignon Blancs. Tief, dunkel und leicht rauchig mit erhabener Noblesse. Zunächst nur Feuerstein, dann schimmert auch hellere Steinigkeit durch. Ingwer, Minze, Thaibasilikum und Blatt von der Kaffirlimette. Die Frucht wirkt schüchtern, wie versteckt hinter diesem würzig-ätherischen Rauchschleier. Eine beinahe mystisch anmutende Sauvignon-Puristik, wie man sie sonst vielleicht nur von früheren Jahrgängen Dagueneau Silex kennt. Erst mit mehr Luft fächert dann etwas Zitrusfrucht auf. Unreife Blutorange und Mandarine, Zitronenöl, dann auch hintergründig etwas Passionsfrucht und Stachelbeere. Über die Zunge läuft die Kapelle dann wie eine scharfgezeichnete Turbo-Zieregg-Version. Kühl, puristisch und brutal geradeaus in der klirrenden, gebirgsbachklaren Mineralität. Saftiger Zug aus reifer Zitrusfrucht, die an den Zungenrändern aufblitzt und in dieser aufgeladenen Art wie in Salz gewendet wirkt. Dazu kommen Granny Smith, Ingwer und grüner Pfeffer. Immense Länge im vibrirenden Abgang, der in kalkigem Grip und kristalliner Salzigkeit ausklingt. Die Kapelle zeigt eine scharfe mineralische Kante, ist präzise, komplex und fesselnd zugleich. Groß und erhaben, aber kein Charmeur, sondern ein aufregender, südsteirischer Sauvignon mit ordentlich Dramatik und Potenzial für viele Jahre. 97-99/100