Lobenberg: Mit dieser 3-er Kiste möchten wir das Reifepotential der Amarone von Tedeschi mit drei Late Releases direkt aus der beeindruckenden Keller Reserve des Weinguts feiern! Bei Besuchen auf dem Weingut konnte ich in den letzten Jahren sogar schon um die 30 bis 40 Jahre im Keller gereifte Weine der Geschwister Riki und Sabrina Tedeschi probieren. Dabei hat die Frische der Weine immer wieder beeindruckt. Generell werden hier keine Blockbuster-Amarone gemacht – ihre Weine sind immer körperreich, aber auch immer herrlich samtig und fein. Gereift muten sie nicht selten burgundisch an, der klassische, höhere Alkoholgehalt ist elegant verpackt. Marne 180 ist der Hauptwein des Weinguts. Der Name kommt daher, dass sich die Weinberge über 180 Grad in einer Ost-West Exposition und auf 100 bis 550 Höhenmetern an den Hang schmiegen. Marne heißt auf italienisch Mergelböden. *** 2019: Der Wein ist zum Zeitpunkt der Probe 5 Jahre alt und steht in brillant leuchtendem, mittlerem Rubinrot im Glas. Er zeigt sich mit einem zarten Hauch Orange am Glasrand. Die Nase ist tief, vielschichtig und elegant. Intensive Aromen dunkler Kirschen und saftiger Waldbeeren wie Brombeeren und Preiselbeeren tänzeln mit der intensiven, dunklen Schieferstein-Mineralik und viel erdiger Würze daher. Auch wilde, animalische Aromen von Hasenpfeffer mit Lorbeerblatt, Muskatnuss, Teer und der eisenhaltigen Mineralität, die an frisches Fleisch erinnern und sich in vielen Tedeschi Weinen wiederfinden. Der Wein wird mit etwas Luft immer erdiger und ist ein großartiger Bote des mineralischen Terroirs. Würziges, gegerbtes Leder, würzige Stallluft, Waldboden, Minze, Thymianblüte und getrocknete Kräuter kommen hinzu. Mit dem ersten Schluck rollen pure, komprimierte Schattenmorellen über die Zunge, die sich kurzum in Sauerkirschen verwandeln. Die spannungsgeladene Frische auf der Zunge ist phänomenal – die Zunge rollt sich! Die Tannine sind ultra fein geschliffen und doch geben sie dem Wein Gripp und Struktur auf der Zunge. Wacholderbeeren mit Veilchen und getrockneten Acaibeeren. Nur ein Touch verführerisches Marzipan-Croissant und warme Milchschokolade treten in Erscheinung, bevor die vielen, saftigen Kirschen wieder übernehmen. Dezent bittere Kräuter im Nachhall – dieser Stoff aus dem großen Jahrgang 2019 macht dem »Amarone« alle Ehre. Ultra schicker Stoff, der heute Freude macht oder noch weitere 10-20 Jahre im Keller verschwinden kann! 95-96/100 *** 2016: Der Wein ist zum Zeitpunkt der Probe 8 Jahre alt. Die Farbe ist minimal tiefer als die des 2019ers mit roten Tränen am Glasrand. Die Nase ist erdig und mit schier überwältigender Saftigkeit. Konzentrierte, süße Schwarzkirsche, süße Brombeeren und Pflaumen mit schönen gereiften Aromen in Form verschiedener, vielschichtiger getrockneter Gewürze, auch etwas Heu, Lakritz, getrocknete Veilchen und blauen Blüten mit etwas Crème de Cassis. Gebrannte, noch warme Tonerde mit der süßen Würze eingelegter Kräuter und blondem Tabak, dann salzige, schwarze Oliventapenade – das Aroma ist schon etwas mediterran anmutend und sicher eher in die klassische, reichhaltige, sogar etwas süße Amarone Richtung gehend. Er ist in dieser Kiste definitiv der mächtigste, intensivste Wein. Die Frucht ist komprimierter und noch intensiver und süßer als im spannungsgeladenen 2019er. Im Mund cremen die feinen, beinahe puderzuckerartigen Tannine die Zunge. Schokolade, mit feuriger Kirsche – so eine Art Schwarzwälder-Kirsch-Torte Plus! Reife, süße Brombeer-Coulis mit saftiger Blaubeere und einem Hauch rostigem Eisen. Auch hier ist die spannungsgeladene Frische das Geheimnis eines Weins in perfekter Balance! Wie kann so ein dichter, dunkler, druckvoll schiebender, vielschichtiger Wein zugleich so schwerelos sein?! Viel Bitterschokolade im Nachhall. Ein Wein zum Genießen und entspannt im Glas zu versinken – ohne Sünde. Traumhaft! 96/100 ***2012 Der Wein ist der Vorgänger des Amarone Marne 180, der diesen Namen zum ersten Mal seit dem Jahrgang 2015 trägt. Davor wurde der Wein als Amarone della Valpolicella DOCG abgefüllt. Tiefes Rubinrot mit einem Hauch Orange am Glasrand. Der Wein ist zum Zeitpunkt der Probe 12 Jahre alt. In der Nase tummeln sich viele verführerische, gastronomische Leckereien. Leder, abgehangenes Wild, Bresaola, getrockneter Schinken, Blutwurst und Rauchfleisch. Eingelegte Oliven, getrocknete, eingelegte, mediterrane Kräuter, umwickelt von saftiger, dunkler, süßer, reifer Frucht. Pflaumen, auch Trockenpflaumen, getrocknete Schwarzkirschen. Mehr Leder in Form eines Ledersessels im Zigarrenzimmer. Erhaben! Im Mund schlägt dieser Tedeschi wieder zu! Süße rote Kirsche mit blondem Tabak, Bitterschokolade und schier unglaublich komprimierter, dichter, getrockneter Kräuter-Aromen. Nichts ist süß oder schwer, dieser Stoff hat Spannung. Die Säure ist hier genauso perfekt eingebunden wie das Salz in einem perfekt abgestimmten Gericht. Ein kleines bisschen mehr wäre zu viel! Samtige, sehr feine Tannine. So zeigt sich der Wein mit genialer Reife und Lecker-Gen. Was will man mehr! 94-95/100