Lobenberg: Durch die kühleren Nächte im Herbst hat Julian Huber relativ spät gelesen in 2019, um auf eine hohe aromatische Reife zu warten. Die Trauben waren sehr gesund, deshalb konnte man die Lese gut nach hinten ausdehnen. Die pikante Frische war ohnehin da. 18 bis 21 Tage Maischegärung, nur wenig Unterstoßen, überwiegend Überschwallen, also eine eher zarte Vinifikation, weil der Jahrgang so viel phenolische Power hat von sich aus. Kristalline, dunkelbeerige Nase, Wacholderbeere, fleischig, Cassis, Eisen. Die Aromatik ist zurückhaltend und nobel, Wildenstein ist wie meist der zurückhaltendste und verschlossenste Wein in der Range. Enorme Tiefe, so fein verwoben und feinziseliert. Ein hochfeiner Pinot-Duft, der sich aber nur in Nuancen ausdrückt, hier gibt es nichts Lautes, keine Wucht, nur in sich ruhende Konzentration. Die Böden im Wildenstein sind toniger als im Schlossberg, aber dennoch ist die Erdauflage die kargste hier, es ist der trockenste, kargste Standort. Die Trauben müssen richtig ackern in warmen Jahren, dadurch erhält er eine immense Struktur, diese schiebende, zwingende, unterschwellige Kraft, die aber so fein und tief daherkommt. Das ist unglaublich wie die Struktur hier hintenraus anschiebt, wie ein Chambertin, kompromisslos und dicht, wie eine schwarze Wand, die sich durch den Nachhall schiebt. Süße, dicht verwobene Waldbeeren, Schwarzkirsche, Holunder. Die Konzentration und in sich ruhende Kraft sind immens. Zugleich ist es so fein, so geschliffen, glockenklar in der Aromatik. Ein Hammerteil, aber der einzige Wein in der 2019er Kollektion von Julian, der schon im Jungstadium deutlich macht, dass er besser viele Jahre nicht angefasst werden sollte. Wieder dieses ganz feine Kakaopulver, eine leichte Öligkeit ausstrahlend. Blaue, schwarze, rote Beeren, alles spielt durcheinander in dieser hocharomatischen Komplexität. Total reif, reinste Seide und trotzdem frisch, unendlich lang und brachial intensiv in seiner zarten Finesse. Ein Monument, aber eines zum Dahinschmelzen. 98+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Wildenstein is a living legend. Die konzentriertere, verschlossenere Version des Bienenbergs. Hedonismus mit Wartezeit, dann aber zum Abheben schön. 100/100