Lobenberg: Eine kleine Parzelle von 2 Hektar, aber reinsortig bepflanzt mit französischen Klonen. Gepfropft, verschiedene Unterlagsreben, verschiedene burgundische Klone, also im Grunde müsste der Wein Pinot Noir heißen und nicht Spätburgunder. Die Weine werden per spontaner Vergärung im Edelstahl mit einem kleineren Rappenanteil fermentiert. Das ist eine geniale Mischung aus herberen Elementen der erdig-pfeffrigen Würze und der Süße aus der hohen Reife. Das zeigt sich auch ganz deutlich in Nase und Mund. Wir sind hier ganz klar auf der Kirschseite, rote und schwarze, auch Sauerkirsche, Nelken, Piment, elegante Eichenwürze. Schöne reife Frucht, darunter ein bisschen Rauch und süße Gewürze. 2019 hat schon ordentlich Schub und Konzentration, deutet in der Nase eine unglaublich hohe Dichte an und hat mehr Säurezug als die Charming-Version aus 2018. Und die Frische der Rappen zeigt sich auch im Mund, das ist ein ganz deutlicher Burgundertouch, mit dieser süß-herben Schwarzkirsche und der genialen Säure dazu. Diesen Wein würde man blind kaum auf Deutschland tippen. Die Länge im Mund, die Schwarzkirsche mit dieser getoasteten Untermalung zu Brombeere und Cassis ist wirklich verblüffend. Total charming, süß, fein und reif, keine harten Ecken, nur zarter Schmelz am Gaumen. Seidiges Tannin, perfekt reife Säure, die sich hintenraus zieht, sehr geschmeidiger Fluss. Sehr elegant, mit gewisser Tiefe, geschmeidig, ungemein saftig und delikat. Grundsätzlich geht der Wein mit seiner Substanz schon über die Kategorie Gutswein hinaus. Ein wunderschöner Pinot Noir aus dem Rheingau, der dem wunderschön eleganten Pinot Noir von J.B. Becker meines Erachtens in nichts nachsteht, sondern eher noch durch seine stärkere burgundische Ausrichtung mit etwas mehr Fülle leicht im Vorteil ist. 93-94/100