Lobenberg: Der Kostert wächst im französischen Teil der Lage Sonnenberg, also tatsächlich zu 100 Prozent in Frankreich. Kalkstein, Ton und Mergel als Untergrund. Selektive Handlese, Spontangärung im Holzcuve, 18 Monate Ausbau in Barriques mit erster bis dritter Belegung, dann unfiltriert abgefüllt. Immer vollständig entrappt, aber mit viel Pigeage, also Unterstoßen, weil für Johannes Jülg Struktur und Tannin schon Kernelemente sind. Er sucht aber eine andere Herangehensweise, bringt das Tannin durch die Kerne und durch etwas erhöhte Neuholzanteile. Rappen sind nicht sein Ding, er will die pure Beerigkeit und den Sexappeal behalten. Die Nase ist leicht rauchig über dem berauschenden Spiel von wilden Beeren. Sauerkische, Kakao, Cassis, Veilchen, sehr fein, würzig, leicht röstig. Die wärmenden Hände im Rücken vom Holzausbau sind spürbar, aber nahtlos mit dem Wein verwoben. Köstliche Beerenfrucht, verlockend saftig und schick. Der Mund ist eine berauschende Beerenexplosion mit mundwässerndem Sauerkirsch-Grapefruit-Finale. Wow, ist das ein saftiges Geschoss. Hat schon Kraft und Konzentration, aber 2020 ist wunderbar elegant, saftig, expressiv. Seidige Tannine, die ein bisschen kakao- und cremige Blaubeere mitschwingen lassen. Diese Art von Pinot Noir in dieser Qualität und diesem Preisbereich wird man in Deutschland an einer Hand abzählen können. Das ist durchaus weit vorne. 95-96/100