Lobenberg: Der Kammerberg wächst im französischen Teil der Lage Sonnenberg, also tatsächlich zu 100 Prozent in Frankreich. Sehr purer Kalkstein, eine steilere Lage. Selektive Handlese, Spontangärung in Edelstahl, 18 Monate Ausbau in 60 Prozent neuen Barriques mit erster bis dritter Belegung, dann unfiltriert abgefüllt. Immer vollständig entrappt, aber mit viel Pigeage, also Unterstoßen, weil für Johannes Jülg Struktur und Tannin schon Kernelemente sind. Er sucht aber eine andere Herangehensweise, bringt das Tannin durch die Kerne und durch etwas erhöhte Neuholzanteile. Rappen sind nicht sein Ding, er will die pure Beerigkeit und den Sexappeal behalten. Der Kammerberg ist kirschiger als der beerige Kostert, purer, zeigt mehr Eisen und Jod, hat maritime Anklänge, Austernschale, kleine knubbelige Sauerkirsche, Johannisbeere samt Grün. Der Mund steckt voller Energie und Spiel, sehr zart in der Frucht, die Eleganz von 2020 strahlt, dann kickt der Kalkstein wieder durch, salzig, zupackend. Die seidigen Tannine rahmen die saftige Kirsche ein, die forsche Steinigkeit des Kammerberg ist schon famos. Es tanzt und spielt, straff und fest, schlank und vibrierend, nur auf der Mineralität gebaut. Kostert ist köstlicher, Kammerberg ist faszinierender, packender, aber auch der forderndere Wein. 95-97+/100