Lobenberg: Die Weinberge der Seckingers liegen in der hochgelegenen Parzelle »Steingrube«, was für sie einer der spannendsten Teile des Reiterpfads ist. Normalerweise ist der Reiterpfad nämlich eine sehr warme Lage, hier oben ist es durch die Nähe zum Wald aber deutlich kühler und zudem ist das hier die kalkhaltigste Lage des gesamten Portfolios. Dieser Weinberg ist quasi ein Familienprojekt, denn hier hat auch Cousin Julian, der hauptberuflich für den Keller bei Christmann verantwortlich ist, seine Finger mit im Spiel. Der Reiterpfad ist bei Seckinger immer ein sehr spezieller und eigenständiger Wein, definiert sich nie über eine hohe Säure, sondern mehr über Textur und enorm viel salzige Mineralität. Eine zu Beginn noch recht wilde und vor allem sehr würzige Nase. Feine Rauchigkeit, Erde, Feuerstein und zerstoßener Kalkstein. Dann Austernschale, Boskoop, Orangenschale, Quitte und geröstete Mandel. Sehr komplex! Etwas Sauerteig und Salbeibutter noch dazu. Am Gaumen dann mit zupackender Art, aber eben ohne über eine dramatische Säure daherzukommen. Unglaublich salzig wirkend, dazu gesellen sich cremig-hefige Noten. Schöner, herber Bitterstoff mit feinpolierten Tanninen. Tolles Spiel aus diesen vielschichtigen Texturen, immer wieder öffnen sich noch Schichten. Das ist ein purer Terroirwein, bei dem die Rebsorte nie im Vordergrund steht, sondern ganz allein das Fleckchen Erde, auf dem er gewachsen ist. Beeindruckend und sehr spannend! 95/100