Lobenberg: Die Burgunder von Seckinger wachsen alle nicht in und um Deidesheim, sondern in Maikammer, etwas südlicher in der Pfalz. Die Lagen hier sind noch eher unbekannt, eignen sich aufgrund ihrer Bodenbeschaffenheit aber extrem gut für Burgundersorten. Der Kapellenberg liegt in der Nähe des Hambacher Schlosses und ist von massivem, sehr kargem Kalkstein im Oberboden und mergeligem Ton im Untergrund geprägt. Die Seckingers haben hier verschiedene Chardonnay-Reben gepflanzt, teils aus der Champagne und teils aus dem Burgund stammende Genetik. Obwohl die meisten Reben im Kapellenberg erst knapp zehn Jahre alt sind, ergeben sie schon einen sehr dichten, zupackenden und vibrierenden Wein von beeindruckender Tiefe. Ausbau komplett in neuen Burgunderbarriques der Tonnellerie François Frères. 2022 ist laut Jonas Seckinger der beste Chardonnay, den sie bisher jemals aus dem Kapellenberg erzeugt haben. Im Vergleich zum 21er, wirkt die Nase des 2022ers etwas wärmer und noch dichter. Als Fassprobe jetzt noch etwas fruchtoffener mit gelbem Apfel, Quitte und etwas Aprikose. Dazu kommt aber die gewohnte, präsente Reduktion und feiner Rauch. Etwas wärmere Steinigkeit, eher Kalkstein nach einem warmen Sommerregen. Dazu Zitrusfrucht und Brioche. Am Gaumen überrascht mich wieder diese geniale Dichte und Tiefe – der Beweis, dass auch junge Reben für ordentlich Dampf und Konzentration sorgen können. Wieder Apfel und Quitte, zupackender Säurenerv, dazu viel kalkige Mineralität und Salz bis zum abwinken. Wunderbar griffig texturiert. Wieder ein großartiges Spiel der Texturen. Blind wäre das für mich ein Mix aus Burgund und Jura. Langer, komplexer Nachhall aus salziger Mineralität, die im Finale nochmal in dezente Cremigkeit umschwingt. Was für eine geniale Interpretation eines Pfälzer Chardonnay von diesem noch so unbekannten Terroir. 97+/100