Schäfer Fröhlich: Riesling Felseneck Großes Gewächs 2024

Schäfer Fröhlich: Riesling Felseneck Großes Gewächs 2024

VDP

Zum Winzer

100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2061
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
voll & rund
3
Lobenberg: 100/100
Suckling: 98/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Felseneck Großes Gewächs 2024

100
/100

Lobenberg: Laut Tim Fröhlich ist 2024 ein Mega-Jahr, fast zu schön, um wahr zu sein. Dort, wo es keine Frostschäden gab, war es so trügerisch gut, sodass man aufpassen musste, sich nicht in zu großer Sicherheit zu wiegen. Perfekte Trauben in Bockenau, nur in Schloßböckelheim gab es herbe Verluste, Felsenberg ist sehr wenig, Kupfergrube ist ein Totalausfall. Der Sommer war moderat, nicht zu heiß, mit genug Regen, dass immer Wasser im Boden war. Da Tim den Pflanzenschutz im Griff hatte, war es im Grunde relativ entspannt über den Sommer, der dann zur Reife hin nochmal etwas abgekühlt ist. Die Lese begann erst Ende September, für Riesling sogar erst Anfang Oktober, also eine eher späte, quasi »normale« Lese. Sehr hoher Arbeitsstunden-Aufwand mit Entblätterung und Pflanzenschutz zur richtigen Zeit, dafür konnten annähernd perfekte Trauben gelesen werden. Zudem sind die 2024er Rieslinge, die ersten, die im neuen Weingut gekeltert und vinifiziert wurden. Das erlaubt noch mehr Präzision und Fokus, weil dort alles genau nach Tims Vorstellungen und Arbeitsweise perfekt geplant wurde. Mehr geht dann wirklich nicht mehr. Die Hanglage des Felsenecks beträgt bis zu 70 Prozent. Komplett blauer Schiefer, ein sehr kühler Untergrund. Trotzdem eine sehr warme, süd-exponierte Lage. Der am längsten in Besitz befindliche Weinberg des Gutes. Nicht terrassiert, sondern steile, lange Reihen, brutale Handarbeit. Die langen Reihen werden manchmal durch Steinmauern unterbrochen. Das Felseneck ist irgendwo der Mittelweg, die goldene Mitte, zwischen Halenberg und Stromberg. Er hat diese ultrakristalline Feuersteinigkeit des Stromberg, diese pure, schwebende Eleganz und zugleich dieses dunklere, packendere des Halenberg. Trotz seiner extremen Schiefer- und Flintwürze ist der Felseneck immer das feinste GG. Der Wein ist unglaublich subtil, im Duft Tonicwater, Austernschale, ganz schlanke weißfleischige Birne, Zitronenmelisse, Bergamotte. Die 2024er haben sowohl mehr Komplexität als auch Kraft, als ich initial erwartet hatte. Sogar konzentrierter als 2023, erstaunlich. Das Felseneck ist weniger extremistisch als der Stromberg, er hat schon extrem viel steinige Würze und stoffigen Grip, aber ist einfach nochmal etwas abgehobener in seiner Eleganz und Seidigkeit. Das zu erreichen war der Goldstandard, die Finesse und Eleganz zu erhalten, anstatt in die Gelbfruchtigkeit abzudriften. Das Felseneck tanzt auf der Zunge und ist doch ein Gigant. Aktuell schwer zu sagen, ob 2023 oder 2024 die Nase vorne hat, beides ist Weltklasse und nahe der Perfektion.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz

Suckling zu 2023 über: Riesling Felseneck Großes Gewächs

-- Suckling zu 2023: I love the way the cool, citrusy and ripe stone fruit aromas are intertwined with the smokiness in this sensationally precise and filigreed dry riesling. Enormous flinty energy that extends into every corner of your palate, together with lime and bergamot freshness. Enormously long, pure and salty on the medium-bodied, almost perfectly balanced palate. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink from release.

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Riesling Felseneck Großes Gewächs 2024