Lobenberg: Das ist auf der einen Seite ein Ortswein, auf der anderen Seite eigentlich ein Terroirwein, denn er wächst komplett auf Terra Rossa. Der Weinberg liegt zwischen Morstein und Kirchspiel. Terra Rossa ist ein rotgefärbter Kalkstein bei Westhofen mit hohen Eisenanteilen. Maischestandzeit, dann vergoren und immer im Stahl auf der Hefe verbleibend. Der Wein kommt immer ein Jahr später auf den Markt, also der 2020 kommt also 2022, um ihm die nötige Fass- und Flaschenreife zu geben. Der Terra Rossa wird zu 50 Prozent im großen Holz von Stockinger ausgebaut, der Rest im Stahl, langer Hefekontakt. Spontan komplett durchgegoren auf unter 2 Gramm Restzucker. Rauchige Fumé-Nase, die vom Kalkstein berichtet. Eigentlich mit dem Sauvignon Reserve der Wein in der Sauvignon-Serie hier, der ein bisschen aus der Stilistik der Ost-Steiermark herausfällt und vielleicht aufgrund des Kalksteins mehr in Richtung Pouilly Fumé geht. Dieser Wein spielt im Duft und Fülle als hätte er Barrique – was er aber gar nicht hat. Schon sehr erstaunlich. Eine grandiose Nase mit weißem Tee, zerstoßenen Muschelschalen, Jod, was oft ein Ausdruck für rötliche Böden ist. Er ist ruhig und balanciert, hat gewissermaßen schon eine Expressivität, die man bei dieser Rebsorte kaum vermeiden kann, ja auch gar nicht soll, aber für einen Sauvignon ist es schon ein puristischerer, mineralischerer und gedeckterer Ausdruck der Rebsorte. Es geht hier eben mehr um den Boden und nicht um die Frucht, wie es an der Loire auch ist. Die Rebsorte nimmt sich bei Weedenborn immer zurück, durch die Böden und die Mikrooxidation im Holz bekommt er eine elegantere, leisere Aromatik. Das eine Jahr mehr Flaschenreife tut sein Übriges dazu. Feine Noten von Buchsbaum und weißer Johannisbeere, zarte Maracujanoten, Nektarine. Sehr dichter Mund mit sehr hoher Mineralität. 2020 hat eine sehr schöne Balance, ist geschmeidig im Antrunk, schöne gelbe Früchte mit leicht exotischer Spitze, Passionsfrucht, Mangoschale, gelber Pfirsich. Viel Salz, mineralische Strahlkraft, hat einen wunderbaren Zug. Für Minuten anhaltend. Ein bisschen Exotik, Grapefruit, Melone, dann auch Kräuter und hinten raus kommt Druck und Power und auch eine schöne dichte Frucht. Immer wieder hochrollend im Nachhall mit dieser hohen Mineralität, mit dieser großen Frische und diesem Salz. Der Wein ist eine Sauvignon-Blanc-Form wie sie in Deutschland selbst bei von Winning so eher nicht vorkommt. Völlig andere Stilistik. Wir sind in diesem irren Salz und fast ganz weg von der Frucht. Das Terroir eben! Auf jeden Fall toller Stoff, den man aus Rheinhessen so wirklich nicht erwarten würde. Für unter 20 Euro muss man weltweit schon auf die Suche gehen, um so einen feinen Sauvignon Blanc zu finden. 94-95/100