Salwey: Oberrotweil Grauburgunder (ehem. RS) Ortswein 2021

Salwey: Oberrotweil Grauburgunder (ehem. RS) Ortswein 2021

VDP

Zum Winzer

Grauburgunder 100%
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2037
mineralisch
frische Säure
voll & rund
Lobenberg: 94–95/100
Suckling zu 2020: 93/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Oberrotweil Grauburgunder (ehem. RS) Ortswein 2021

94–95
/100

Lobenberg: Im Ortswein haben wir hauptsächlich Material aus den vulkanischen GG-Lagen Henkenberg und Eichberg. Jüngere Parzellen und teilweise auch abgestufte Fässer. Sehr schonende Ganztraubenpressung über acht Stunden, spontan vergoren und ausgebaut in 1200 Liter Fässern. Darin dann für über zwei Jahre auf der Hefe belassen. Die Weine bleiben erstaunlich frisch und jugendlich durch den Holzausbau. Sehr würzige, erdige Nase mit gelbem Apfel, Gesteinsmehl, hellem Tabak und Mandel. Satte gelbe Frucht, konzentriert und schon die Nase weist so einen dichten Schub auf. Das ist aber kein fruchtiger Kitsch-Grauburgunder, er ist einfach nur extrem elegant. Am Gaumen dann durchdringend und kraftvoll, auch wieder erdig, saftige Frucht dicht verwoben im mineralischen Gerüst. Gesalzene Nektarine, wieder gelber Apfel, reife Zitrusschalenbitterkeit. Durchaus präsenter Gerbstoff gibt hier eine sehr spannende Textur – zunächst zupackender Grip, dann kommt feines Salz und eine reife Säure an den Zungenrändern bevor er in leichtem Hefeschmelz ausklingt. Toller Zug, ein großartiger, stoffiger Speisenbegleiter. Das ist Grauburgunder, wie ich ihn mag. Stark!

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Verkostungsnotiz
93
/100

Suckling zu 2020 über: Oberrotweil Grauburgunder (ehem. RS) Ortswein

-- Suckling zu 2020: A generous, full-bodied dry pinot gris with a very winey personality and stacks of structure. Plenty of summer meadow character with a touch of floral honey. Long, moderately firm finish. Fermented and matured sur lie in large oak with a mix of older and newer casks. Unfiltered. Drink or hold.

Mein Winzer

Salwey

Konrad Salwey hat auf seinem Familienweingut in Oberrotweil am Kaiserstuhl neben Friedrich Keller sicher die spannendste Entwicklung der letzten Jahre hinter sich. Salweys Weine bersten vor Spannung… und das ist am Kaiserstuhl eine Leistung.

Oberrotweil Grauburgunder (ehem. RS) Ortswein 2021