Lobenberg: Die Lage Steingrubenberg hat Konrad Salwey quasi wiederbelebt. Im Zuge des reformierten Weingesetztes wurde sie nämlich 1970 dem Henkenberg zugeordnet, obwohl die Lage eigentlich sehr eigenständig ist nichts mit dem Henkenberg zutun hat. Der Steingrubenberg liegt am Ortsausgang von Oberrotweil Richtung Bickensohl und hat eine Exposition nach Osten. Er ist sehr steinig, mit verwittertem, porösem Vulkangestein. Zuvor hat Salwey hier noch ein Weißburgunder GG erzeugt, aber mit dem Jahrgang 2020 feiert dieser Wein nun seine Premiere als Chardonnay. Die Chardonnay-Reben waren Konrad vorher einfach noch etwas zu jung um sie als Großes Gewächs zu füllen, weshalb der Ertrag bisher in den Ortswein ging. Wie alles bei Salwey natürlich selektiv per Hand gelesen. Pressung mit hoher Gerbstoffauslösung. Vergoren ohne Vorklärung oder Sedimentation, zügig bei moderaten Temperaturen mit natürlichen Hefen im großen Holzfass. Anschließender Ausbau auf Vollhefe über 30 Monate im Fass und noch einmal sechs Monate im Edelstahl. Unfiltriert abgefüllt. In der Nase haben wir hier eine wunderbare Tiefe und Komplexität. Sehr feine, gelbe Frucht von Aprikose und Amalfizitrone. Darüber liegt ein Rauchschleier, aber nur dezent, der Chardonnay ist nicht ganz so reduktiv wie manch andere Weine von Salwey. Dann kommt dunkle, steinige Würze dazu. Etwas schwarzer Pfeffer und geröstete Mandel. Am Gaumen geht es mit guter Tiefe und Struktur weiter. Viel salzige Mineralität trifft auf eine präzise, aber dabei nicht karge Säurestruktur. Saftige Amalfizitrone gibt hier den Ton an, auch wieder Aprikose. Dazu kommt etwas Mandel und Salbeibutter. Sehr lang mit griffiger Tanninstruktur und auf einer kristallinen Salzspur ausklingend. Was für ein schickes Debüt! Dass Konrad Salwey Chardonnay kann, beweist er schon lange mit seinem großartigen Ortswein. Das hier ist jetzt noch mal eine Spur komplexer und wird sich sicher toll entwickeln über die kommenden Jahre. 96/100