Lobenberg: Der Wein entsteht jeweils hälftig in zwei Parzellen der Gemeinde. Ein Teil stammt aus Pitrou, eine sandige Granitlage mit Pflanzungen aus den 1940er bis 1950er Jahren. Der andere Teil wächst in Les Champs mit hartem Quartz- und Granitfels, rotem Lehm so wie Alluvialböden, hier sind die Reben aus den 1950er Jahren. Der Wein wird komplett als Ganztraube vergoren und dann für 10 bis 12 Monate ohne Schwefelzusatz in alten 600 Liter Fässern ausgebaut. Keine Zusätze, keine Schönung und keine Filtration. Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefelzusatz wird weitgehend verzichtet, höchstens eine minimale Menge zur Füllung in manchen Jahren. Das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Im Gegensatz zu Dard & Ribos Superfruchtbombe aus Crozes Hermitage, ist der Saint Joseph sehr viel gesetzter, erwachsener und seriöser. Die Frucht drückt sich hier eher in Nuancen aus, dafür dominiert daneben viel mehr Stein und Mineralanmutung. Etwas Brombeere, Himbeere, ein kleiner Touch Cassis und Blaubeere, dazu rohes Fleisch, etwas Kakao und schwarzer Pfeffer. Alles untermalt von einer Wolke aus Rauch, Schiefer und Kreideabrieb. Sehr komplex, sehr Terroir-getreu, viel Nordrhône in der Nase. Der Mund ist elegant und fein. Geradezu energetisch und saftig gleitet die eher rote Frucht über die Zunge. Hier gibt es keine schwarzfruchtige Üppigkeit wie im Crozes Hermitage, sondern viel mehr Style und Grandezza. Natürlich haben wir hier fest zupackende Tannine, die aktuell noch etwas abweisend wirken. Klar, bei super kargen Granitböden und Ganztraubenvinifikation kommt kein Schmusekätzchen raus, sondern ein Wein mit eisernem Rückgrat. Dennoch zeigt sich in dieser rotfruchtigen Eleganz und Saftigkeit schon deutlich wo die Reise in zwei, drei Jahren einmal hingehen wird. Sehr finessenreich und kühl in der Mitte, rote Waldbeeren, viel Pfeffer und Steinigkeit, feines Salz. Und trotz der Kühle der Frucht eine gewisse Wärme ausstrahlend, die den Mund tatsächlich physisch lange belegt und die tiefgreifende, steinige Mineralanmutung noch immens verstärkt. Dazu diese üppigen, kreiden Tannine. Ja, das ist schon ganz klassischer Saint Joseph der alten Schule. Steinige Würze, feste Struktur und elegante Rotfruchtigkeit. Ein Terroirwein par excellence, der überhaupt nicht von seiner naturbelassenen Ausbauart dominiert wird, sondern eindrucksvoll die Expression dieser kargen Steilhänge und der Granitböden transportiert. Der Wein ist durchaus schon charmant und ansprechend, aber auf Grund seiner markanten Struktur ist es ratsam ihn einige Stunden zu dekantieren oder noch ein paar Jahre ruhen zu lassen. Ein charaktervoller Saint Joseph der alten Schule, der Finesse über Kraft setzt und trotzdem lange halten wird. Leider sehr limitiert und rar. 95/100