Lobenberg: Der »Graue Stein« stammt aus einer kleinen Parzelle und ist nach dem dort vorherrschenden, grauen Kalkstein benannt. Ein kühler, extrem karger Osthang, mit fast 50 Jahre alten Silvanerreben. Kurze Maischestandzeit, anschließender Ausbau im gebrauchten Tonneau. Was Carsten Saalwächter hier produziert, ist ein Silvaner auf absolutem Grand Cru Niveau. Ganz großer Top-Stoff! Ähnlich wie der Gutedel 10hoch4 von Carstens Lehrmeister Ziereisen, ist dieser Silvaner eigentlich eher untypisch für seine Rebsorte. Wenn man hier reinriecht ist man eher irgendwo zwischen Meursault und Arbois, einfach irre. Feine Reduktion, sehr puristisch und steinig. Super komplexe Würze, unheimliche Tiefe. Erst mit etwas Luft kommen feine Fruchtnuancen von Amalfizitrone, gelbem Pfirsich und gelbem Apfel durch. Im Mund ist das dann schon ein bisschen wie Steine lutschen. Silikatisch, an nasse Kieselsteine und feuchten Lehm erinnernd. Extrem puristisch und gewissermaßen karg, aber durch die ungeheuerliche Dichte hat der Wein dermaßen Druck, dass er trotz seiner Puristik eine enorme Präsenz und Länge aufbaut. Etwas Salzzitrone in Kombination mit dieser geschliffenen mineralischen Schärfe und feinen Salzigkeit. Gefühlt fast unendlich lang, salzig und mit feinkörniger Textur. Viel Druck und Grip am Gaumen, aber der 2020er wirkt fast noch etwas feiner gezeichnet als der intensive 2019er. 2020 ist wirklich elegant und wow, was hat er für eine Spannung! Diesem Silvaner muss man sehr viel Zeit geben, er entwickelt sich so wunderbar weiter im Glas. Am besten über mehrere Tage genießen. Bereits nach so kurzer Zeit hat sich der Silvaner Grauer Stein zu einer kleinen Ikone entwickelt, Parkers Stephan Reinhardt hat ihn gar mal mit einem Montrachet verglichen. Grandios einzigartiger Stoff jedenfalls, so elektrisierend und hochspannend. So ziemlich das Beste, was ich jemals an Silvaner getrunken habe. 96-97+/100